„Das wäre unethisch“

ALTENHILFE Bei Konflikten mit alten Menschen hilft eine „ethische Fallbesprechung“, sagt Hans Schottky

■ ist Anästhesist, seit sieben Jahren im Ruhestand und engagiert im Hospiz Horn

taz: Herr Schottky, „ethische Fallbesprechung“ – was für Probleme werden da besprochen?

Hans Schottky: Besonders gravierend sind die Probleme mit Essen und Trinken am Lebensende. Ein Beispiel: Wenn Patienten mit einer zunehmenden Demenz jegliche Nahrungsaufnahme verweigern, wäre die klassische Reaktion, dass solche Patienten Sonden bekommen oder anders praktisch zwangsernährt werden. Das betrachten wir unethisch und raten davon ab.

Was sind denn die Motive für so ein Verhalten? Kann es sein, dass ältere Menschen einfach nicht mehr wollen?

Durchaus. Demente Patienten haben viele kognitive Einbußen, aber basale Fakten, etwa was Essen und Trinken bedeutet, sind ihnen häufig durchaus klar. Auch ein solcher Patient hat das Recht zu entscheiden, was er möchte.

Was kann in einer solchen Situation eine ethische Fallbesprechung bringen?

Ziel der ethischen Fallbesprechung ist es, innerhalb der Gruppe der Beteiligten gemeinsam zu klären, was zu tun ist. Entspringt das, was der Patient tut, seinem freien Willen oder gibt es andere Gründe, ist er depressiv? Oder mag er das nicht, was angeboten wird? Da der medizinische Dienst der Krankenkasse gleichzeitig im Hintergrund sehr kritisch darauf achtet, dass die Patienten ihr Gewicht behalten, stehen die Pflegenden zwischen Baum und Borke. Sie sollen ja auch die Persönlichkeitsrechte des Bewohners vertreten. Da gibt es einen ethischen Konflikt.

Interview: kawe

11 Uhr, „Ethische Fallbesprechung“ in der Altenhilfe, Haus der Wissenschaft, Sandstraße