Parlament unterwegs

SITZUNG Um gegen das Ende der medizinischen Fakultät der Universität Lübeck zu protestieren, tagt die Lübecker Bürgerschaft in Kiel. Weil ihr der Plenarsaal verboten wird, trotzt sie draußen dem Unwetter

So einträchtig sitzt die Lübecker Bürgerschaft sonst nicht zusammen: Auf zwei langen Stuhlreihen auf dem Vorplatz des Kieler Landeshauses drängten sich Christ- und Sozialdemokraten, Linke und Liberale, und jedeR RedernerIn wurde von den etwa 300 LübeckerInnen bejubelt, die ihre Abgeordneten begleiteten.

Die hatten ihre Sitzung in die Landeshauptstadt verlegt, um gegen das geplante Ende der medizinischen Fakultät der Uni Lübeck zu protestieren. Da ihnen der Plenarsaal verboten blieb, tagten die Hansestädter draußen und zogen trotz Unwetterwarnung ihre Sitzung mitsamt Regularien und Redebeiträgen über die Bedeutung der Uni durch.

Bürgermeister Bernd Saxe (SPD) machte deutlich: „Minimalforderung ist der Erhalt der Uni und des Krankenhauses.“ Darüber wolle er am Sonntag mit Peter Harry Carstensen (CDU) sprechen – der Ministerpräsident war zur Sitzung eingeladen gewesen, aber nicht erschienen, aus Termingründen, wie es hieß.

Der hochschulpolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, Daniel Günther, sagte, er verstehe die Proteste, doch die Aufgabe sei es, den Haushalt zu konsolidieren. Die Entscheidung sei „nicht dem Umstand geschuldet, dass die Qualität der Lehre nicht in Ordnung“ wäre – Lübeck ist eines von vier „Exzellenzclustern“ für Medizin bundesweit – aber das Land könne sich die Ausbildung an zwei Standorten nicht mehr leisten. Sein Gegenpart von der SPD, Martin Habersaat, sprach sich dagegen für Lübeck aus: „Die Medizinerausbildung ist das Herz der Uni Lübeck.“ Bisher spiele Schleswig-Holstein in der Hochschulmedizin in der ersten Liga, die Debatte schade dem Wissenschaftsstandort. Antje Jansen, Landtagsabgeordnete der Linken und Fraktionsvorsitzende in der Lübecker Bürgerschaft, verwies darauf, dass auch die medizinische Versorgung in Gefahr sei.ESTHER GEISSLINGER