Der Sanierer vom Millerntor

Als Michael Meeske am Donnerstag vergangener Woche eine Weihnachtsfeier besuchte, wirkte der Mann, der in der Öffentlichkeit ohnehin nie schlechte Laune zeigt, besonders gelöst. Kein Wunder: Hatte der kaufmännische Direktor des FC St. Pauli doch gerade einen Etappensieg in einem bislang fünfeinhalbjährigen Rechtsstreit um die lukrativen Merchandising-Rechte mit dem Vermarkter Upsolut erzielt. Der hatte vor neun Jahren die prekäre finanzielle Lage des Clubs ausgenutzt und dem damaligen Club-Präsidenten Corny Littmann einen Vertrag aufgedrängt, mit dem der Verein für eine Mini-Beteiligung seine Rechte an den Fanartikeln für 30 Jahre an Upsolut abgetreten hat.

„Sittenwidrig“, befanden nun die Richter des Hamburger Oberlandesgerichts und begrenzten den Vertrag auf zehn Jahre – bis zum 30. Juni 2014. „Das ist ein guter Tag für den FC St. Pauli, weil er die Perspektiven des Vereins klar verbessert“, sagt Meeske, der das Verfahren gegen Upsolut vorangetrieben hat, seit er 2005 den Job als Geschäftsführer übernahm. Seitdem ist es die Aufgabe des 42-Jährigen, am Millerntor die Balance zwischen Kult und Kommerz herzustellen – ein Job, der viel Angriffsfläche bietet.

Oft hat Meeske von den besonders kommerzkritischen Fangruppen Prügel für den angeblichen Ausverkauf aller Werte des Vereins bekommen, etwa wenn in einer Loge des Clubs während der Halbzeitpause Stripshows das Publikum unterhielten. Doch noch öfter ist der einst von Hannover 96 ans Millerntor gewechselte Meeske von den Offiziellen dafür gelobt worden, dass er den Verein finanziell wieder in die Erfolgsspur gebracht hat. Denn nur weil Meeske gut wirtschaftete und immer neue Geldquellen auftat, konnte der FC St. Pauli den Bau des neuen Stadions und des Fußball-Leistungszentrums an der Kollaustraße in Angriff nehmen.

Ob die Merchandising-Millionen ab Sommer 2014 wieder direkt in die Kassen des FC St. Pauli fließen, ist allerdings noch nicht klar. Meeske rechnet damit, das Upsolut das Urteil vor dem Bundesgerichtshof anfechten wird – wofür der Vermarkter noch bis Mitte Januar Zeit hat. Immerhin macht der Fanartikelverkauf einen Umsatz von neun Millionen Euro pro Jahr. Da lohnt es sich schon, ein paar teure Anwälte zu beschäftigen. Drei weitere Jahre Rechtsstreit wären dann gewiss und der Ausgang des Verfahrens völlig offen.

Doch auch wenn das Urteil aus der vergangenen Woche noch nicht rechtskräftig ist, ist es für Meeske ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Denn auch der Bundesgerichtshof wird das Urteil der Hamburger Richter nicht ohne Weiteres ignorieren können.  MARCO CARINI