ÜBER PEINLICHES REDEN
: Kacke auf dem Kopf

Mein Psycho wäre jetzt stolz auf mich

Mir hat ’ne Taube auf den Kopf gekackt. Irgendwie ist mir das peinlich, aber ich red’ da jetzt drüber, weil ich mich an meinen Psychologen erinnere, den von vor zehn Jahren oder so, und der hat immer gesagt, peinliche Sachen soll ich nicht verschweigen sondern aussprechen und dadurch auflösen.

Also, noch mal: mir hat ’ne Taube auf den Kopf gekackt. Ja, mir, und ja, auf den Kopf. Wenn ich schon so psychologisch daherkomme, kann ich auch gleich überlegen, was das noch bedeutet, außer dass es mir peinlich ist. Ich krieg kurz Angst, denn mir hat schon mal ’ne Taube auf den Kopf gekackt und gleich danach bin ich umgezogen, dahin, wo ich jetzt wohne. Ich will aber nicht schon wieder umziehen; ich fühl mich ganz wohl hier.

Ich überlege und überlege und dann hab ich ’ne Lösung: Ich ziehe nicht um, ich zieh einfach mich um. Umziehen, sich umziehen – wo ist da der Unterschied? Und mich umziehen, muss ich sowieso, denn die Taube hat mir nicht nur auf den Kopf gekackt sondern auch halb auf die Schulter. Ich geh also nach Hause statt weiter spazieren, ziehe die Jacke aus und dann auch gleich noch alles andere – so richtig umziehen halt. Dann ist das mit dem Umziehen erledigt, und ich kann weiter da wohnen, wo ich jetzt wohne.

Als ich mir die Kacke vom Kopf schrubbe, komme ich aber doch wieder ins Grübeln: Ist es schlimmer, wenn einem eine Taube auf den Kopf kackt, wenn man keine Haare hat oder wenn man doch welche hat? Im ersteren Fall merkt man die Kacke mehr, so direkt auf der Kopfhaut; aber im zweiteren geht sie schwerer rauszuwaschen. Ich grübele und komme zu keinem Ergebnis, aber das ist auch okay so. Hauptsache, ich habe das Thema jetzt ordentlich von allen Seiten betrachtet; Hauptsache, mir ist jetzt aber auch wirklich nichts mehr peinlich daran. Prima, denk ich dann, mein Psycho wäre stolz auf mich. JOEY JUSCHKA