Endlich weicher

EISKUNSTLAUF Peter Liebers gewinnt den deutschen Meistertitel mit großem Abstand vor der kleinen Konkurrenz. Der Nachwuchsmangel im Männerbereich ist offensichtlich

„Ich will noch vier Jahre dranhängen und step by step meine Leistung steigern“

PETER LIEBERS

AUS BERLIN MARINA MAI

Am Ende war es ein Heimspiel für Peter Liebers im Erika-Hess-Eisstadion im Norden der Hauptstadt. Der 25-jährige Berliner wurde bei den Deutschen Meisterschaften am Wochenende zum fünften Mal deutscher Meister im Eiskunstlaufen der Männer. Der Liebling des Berliner Publikums gewann mit 227,84 Punkten und damit persönlicher Bestleistung im fast voll besetzten Eisstadion und damit mit großem Abstand vor seinen Mitbewerbern. Da machte es nichts, dass er in der Kür beim neu erlernten Vierfach-Touloop stürzte und beim Dreifach-Axel ins Straucheln kam.

Im Kurzprogramm hatte er noch alle Sprünge gestanden, auch den schwierigen vierfachen Touloop, worauf er besonders stolz war. Die Bewegungen des Sportsoldaten, der lange als Sprungwunder galt, aber künstlerisch nicht zu überzeugen vermochte, sind zudem weicher geworden. Er hatte im kanadischen Toronto Choreografieunterricht genommen und vermochte es somit, auch künstlerisch eine gute Leistung zu zeigen. „Ich bin zufrieden, zumal ich weiß, dass noch viel Potential nach oben ist“, erklärte der Sportsoldat mit Blick auf die Europameisterschaften in Budapest im Januar und die Olympischen Winterspiele, die im Februar in Sotschi stattfinden.

Mit großem Abstand folgte ihm auf Platz zwei der Oberstdorfer Franz Streubel, der mit seinen gekonnt inszenierten Slapstickeinlagen vor allem im künstlerischen Bereich punkten konnte. Streubel wird Liebers im Januar zu den Europameisterschaften begleiten. Denn dort hatte Liebers im letzten Jahr mit dem zehnten Platz endlich den ersehnten zweiten Startplatz für die Deutsche Eislauf-Union erkämpft.

Die Entscheidung um den wichtigen Platz zwei war knapp ausgefallen. Nach dem Kurzprogramm hatte der Berliner Paul Fentz noch die Nase vorn. Zu rockigen Klängen hatte er ein überzeugendes Kurzprogramm präsentiert und dort seine Stärken, die schnellen Bewegungen, ausgespielt. In der Kür lief er allerdings nach einer Filmmusik, die man getrost als musikalischen Fehlgriff bezeichnen kann, allzu zu verhalten.

Mit nur sechs Teilnehmern war das Starterfeld bei den Männern sehr klein. Ein Problem, das der Deutschen Eislauf-Union noch eine gute Weile erhalten bleiben wird. Auch im Juniorenbereich gibt es wenig männlichen Eiskunstlauf-Nachwuchs. Während sich Mädchen für diese Sportart immer noch erwärmen können, gelingt das bei den Jungen offenbar immer weniger. Da wird es die Deutsche Eislauf-Union freuen, dass sie auch nach Sotschi noch mit Peter Liebers und seinen Mitkonkurrenten rechnen kann. „Ich will noch vier Jahre dranhängen und step by step meine Leistung steigern“, sagte der Meister selbstbewusst.

Im Paarlaufen gewannen Aljona Savchenko und Robin Szolkowy wie erwartet ihren achten deutschen Meistertitel. Trommelwirbel erschallten und die Zuschauer waren begeistert, als die vierfachen Weltmeister und Anwärter auf Olympiagold in Sotschi auf dem Eis waren. „Wir geben überall 100 Prozent, versuchen es in jedem Fall, auch wenn es nach der Reise nach Japan schwer fällt“, sagte Savchenko.

Dort hatten sie vor einer Woche das Grand-Prix-Finale gewonnen und kämpften noch mit der Zeitumstellung. Die Chemnitzer waren darum später nach Berlin gereist und hatten den Empfang bei der Berliner Landesregierung ausgelassen. Mit Blick auf Fehler im Kurzprogramm sagte Szolkowy: „Ich bin sauer auf mich. Es war zu viel gewollt.“

Russische Journalisten beobachteten die Wettkampfleistung der beiden mit großer Aufmerksamkeit. Denn die Chemnitzer sind die einzigen, die den Lokalmatadoren Tatjana Wolosovchar/Maxim Trankov in Sotschi den Olympiatitel streitig machen können.

Neben den Ausnahmesportlern werden auch die Oberstdorfer Maylin und Daniel Wende zu den Europameisterschaften und zu Olympia fahren. Bei den Europameisterschaften geht der dritte Startplatz an die Berliner Mari Vartmann/Aaron van Cleave, die auf heimischen Eis so sicher liefen wie selten. Noch allzu oft scheitert das Paar, das im Training schon lange sehr stark ist, im Wettkampf an ihren Nerven.