Verbraucher fordern besseren Nahverkehr

MOBILITÄT Verkehrspolitik und Infrastruktur seien in Deutschland zu sehr auf das Auto ausgerichtet, kritisiert das Verbraucherparlament. Für das Gremium wurden bundesweit 150 Männer und Frauen ausgewählt

BERLIN taz | Die deutschen Verbraucher würden sich gern klimafreundlicher und umweltschonender fortbewegen, scheitern dabei aber noch häufig an der Realität. Das ist das Ergebnis des ersten Verbraucherparlaments zur Mobilität, das die Bundesverbraucherzentrale am Freitag in Berlin veranstaltet hat. „Wir wollen niemandem vorschreiben, wie er leben soll“, sagte Verbandschef Gerd Billen. Dennoch müssten die CO2-Emissionen des Verkehrs deutlich gesenkt werden, um den Klimawandel zu bremsen.

Zu dem eintägigen Verbraucherparlament unter dem Motto „Für mich. Für dich. Fürs Klima“ hat der Verband Verbraucher aus ganz Deutschland eingeladen. Für die Aktion, die bundesweit annonciert wurde, hatten sich zuvor rund 400 Männer und Frauen beworben. Von diesen hatte der Verband – nach Alter, Geschlecht, regionaler Herkunft sowie Stadt/Land sortiert – rund 150 Verbraucher ausgewählt, die in etwa den Querschnitt der Bevölkerung abbilden. „Wir wollen wissen, wo den Verbrauchern im Bereich Mobilität der Schuh drückt – und welche Lösungsvorschläge sie haben“, sagte Billen. Die Ergebnisse würden dann der Politik präsentiert.

Eine zentrales Anliegen der Verbraucher sei ein zuverlässiger, sicherer, flexibler und günstiger öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV) – auch abseits der Großstädte. Vor allem abends und an den Wochenenden sei das Angebot häufig nicht ausreichend, kritisierten sie. Bessere Bus- und Bahnverbindungen böten die größten Chancen für mehr Klimaschutz im Verkehrsbereich. Verkehrsplanung und Infrastruktur seien noch zu sehr auf das Auto ausgerichtet, kritisierten sie. Insgesamt fehle in der Gesellschaft aber auch eine Art Verkehrskultur – unterschiedliche Verkehrsteilnehmer wie Auto- und Motorradfahrer, Radler und Fußgänger müssten im Alltag viel mehr Rücksicht aufeinander nehmen. Ein Teil der Verbraucher sieht auch die Arbeitgeber in der Pflicht, ihren Mitarbeitern klimaverträgliche Mobilität zu erleichtern und etwa Radfahren bei Dienstfahrten auf Kurzstrecken anzuerkennen.

Oft fehlen Alternativen

Für Fahrten in den Urlaub fehlen nach Auffassung der Verbraucher bislang häufig Alternativen zu Auto und Flugzeug. Bahnreisen etwa seien zu teuer, zu umständlich oder dauerten zu lange bis zum Urlaubsziel. Auch müssten sich die Urlaubsgewohnheiten ändern und die Deutschen häufiger im Inland Ferien machen. RICHARD ROTHER