LESERINNENBRIEFE
:

Wir sammeln in der Kirche für euch

■ betr.: „Gar nicht nobel“, taz vom 10. 12. 13

Wir subventionieren in der EU die Produktion von Lebensmitteln und verschleudern dann die hier überschüssige Ware nach Afrika – damit die hiesigen Preise möglichst hoch bleiben. Auch China überschwemmt die afrikanischen Märkte mit Billigstprodukten. Diese selbstsüchtigen Handlungen entziehen der einheimischen Bevölkerung die Erwerbsgrundlage.

Bislang war kein Politiker oder Diplomat vernehmbar, der ernsthaft gegen die hochsubventionierten Fischereiflotten vorgeht, die die Küstengewässer leer fischen und den einheimischen Fischern und deren Familien nichts (!) mehr zum Leben übrig lassen. Es gibt keine UN-Anstrengung und schon gar keine der EU, chinesischen Bemühungen entgegenzutreten, billigste Flipflops in die Märkte zu verkaufen, die den einheimischen Schustern üble Konkurrenz machen, obwohl die oft aus alten Autoreifen Sandalen produzieren. Allein diese Beispiele zeigen die Rücksichtslosigkeit unserer Gesellschaften. Und die Folgen? Die Leute verhungern, verelenden und bringen ihre Familien nicht mehr durch. Wen wundert’s, dass viele dieser Leute zum blanken Überleben versuchen, anderswohin zu gelangen?

Europa, die USA zeigen in allen Filmen – wir zum Beispiel in den Goethe Instituten – wie schön es doch bei uns ist. Wenn das dann ernst genommen wird, dann setzt man semimilitärische Mittel ein, um uns vor diesen Hungerleidern zu „schützen“. Sollen die doch arbeiten gehen! Ja, nur was? Sie wollen arbeiten, am liebsten zu Hause neben Familien und Freunden, so wie es jahrhundertelang gewesen ist. So versuchen viele Arbeit bei uns zu finden – doch igittigitt, bei uns? Uns geht es doch auch nicht gut! Wir haben auch Arbeitslosigkeit und müssen Pkw-Maut bezahlen … Jetzt im Advent sammeln wir sogar in der Kirche und beten für euch. Nur Mut, auch unsere alten Klamotten kriegt ihr doch. LOTHAR WINKELHOCH, Gummersbach

Nie wieder Grünen-Wahl

■ betr.: Anzeige „Offener Brief an Bündnis 90/Die Grünen“, unter anderem von Greenpeace und Campact, taz vom 14./15. 12. 13

Solange wie ich lebe, werde ich die Grünen, egal was sie zukünftig auch versprechen mögen, nie mehr wählen. Und sollten die Grünen in Zukunft das Schicksal der FDP „erleiden“, dann werde ich mich genauso freuen, wie ich mich bei der letzten Wahl über den Rausschmiss der neoliberalen FDP gefreut habe. Die Grünen hatten schon viel Kredit verspielt durch ihre Mitarbeit an den Gesetzen der rot-grünen Koalition, die viele Menschen in Armut gestürzt haben durch Hungerlöhne, Leiharbeit und Hartz IV. Aber die Zustimmung zum Bau des Kohlekraftwerks Datteln IV in NRW hat jetzt dem Fass den Boden ausgeschlagen. Statt für Klimaschutz zu kämpfen und möglicherweise eine Regierungskrise in Kauf zu nehmen, entscheidet man sich lieber für eine Klimabelastung über Jahrzehnte, um die eigenen Pöstchen zu behalten. Jetzt zeigen die Grünen ihr wahres Gesicht in NRW, und was wir in Hessen beobachten können, ist wahrscheinlich die Fortsetzung. Schade, dass ich meine Stimme von der letzten Wahl nicht zurückfordern kann. STEFAN KELTER, Perlesreut

Politiker und das Bankenkartell

■ betr.: „Undank ist des Schäubles Lohn“, taz vom 13. 12. 13

Ulrike Herrmanns Bankenanalyse ist (wie alle ihre Beiträge) sehr klug und richtig. Es bleibt die Frage, warum die Finanzminister (alle, nicht nur Schäuble) immer wieder vor der Bankenlobby „einknicken“. Sind sie wirklich politisch zu schwach und ohnmächtig? Oder gehören sie, ihre Verwandten und Bekannten nicht selbst zum Bankenkartell, dessen Interessen sie um persönlicher Vorteile willen verschleiern? Diese Fragen müssten beantwortet werden, um die Analyse komplett zu machen. LOTHAR PICHT, Sandhausen

Her mit dem iBra

■ betr.: „Vorsicht Fressattacke“, taz vom 12. 12. 13

Microsoft entwickelt Diät-BH? Pfhh! Wenn Apple so was als iBra herausbrächte, den würden den doch alle sofort kaufen. Und das Fehlen von Männerbrüsten? Schon mal am Strand oder in der Sauna umgeschaut? Da laufen genug Männer herum, die würden ein Dirndl auch gut ausfüllen. Also her damit. LUTZ ARNOLD, Bad Mergentheim