„Wenn keiner mehr kommt, bauen wir ab“

Eigentlich ist Düren das offizielle WM-Dorf für Fans von der Elfenbeinküste. Doch weil die deutsche Botschaft kaum Visa erteilt, ist bislang kein einziger Fan in der Stadt eingetroffen, beklagt Wilhelm Streb vom Dürener Stadtmarketing

taz: Herr Streb, die Stadt Düren hat mit mehreren hundert Fans von der Cote d‘Ivoire gerechnet. Wie viele sind es denn geworden?

Wilhelm Streb: Wir haben eine offizielle Delegation aus dem Stadtteil Cocody in Abidjan zu Gast, dazu zwei Fernseh- und Rundfunkteams. Dann ist noch die Miss Cote d‘Ivoire in Düren. Ach ja, ein Geschäftsmann ist auch noch noch dabei.

Und wo sind die Fans geblieben?

Wir haben im Moment leider keine genaue Informationen darüber, wo sie geblieben sind. Man hat uns nur gesagt, dass viele Gäste falsche oder unzureichende Papiere abgegeben haben und das Schengener Abkommen nicht eingehalten haben. Deswegen wurde ihnen die Einreise nach Deutschland verweigert.

Wie kann das sein? Sie haben Ihre Gäste doch bei der Erfüllung der Formalitäten unterstützt.

Für uns hat das Team Vie Sauve vermittelt, ein Verein von Ivorern in Europa. Die haben Gästelisten geschickt, und wir haben uns um die Hotelreservierungen und die Versicherungen gekümmert. Aber man braucht natürlich noch mehr Papiere, um ein Visum zu bekommen: Eine finanzielle Absicherung für den Aufenthalt in Europa ist nötig, ein WM-Ticket erwünscht. Alles können wir von hier aus nicht leisten.

In Abidjan sollen ivorischen Medien zufolge mehrere tausend Fans versucht haben, aus Protest gegen die Visa-Praxis die deutsche Botschaft zu stürmen.

Nach dem was ich gehört habe, war das eher ein Sit-In. Zuerst waren es wohl etwa einhundert Personen, die mit dem deutschen Botschafter sprechen wollten. Als das nicht funktioniert hat, sind die Leute am nächsten Tag wieder gekommen.

Die ivorische Polizei soll mit Tränengas gegen die Fans vorgegangen sein. Haben sie davon gehört?

Ja. Das haben zumindest unsere Partner vom Team Vie Sauve berichtet.

Was ist das für ein Gefühl, mit einer offiziellen Delegation die WM zu schauen, während die Fans in Abidjan solche Probleme haben?

Nicht nur die Fans haben Probleme mit den Visa, die offiziellen Vertreter auch. Eigentlich sollten zwei Kunsthandwerker die Gruppe begleiten, aber auch sie haben keine Einreisegenehmigung bekommen.

Sie haben in Düren eigens für die ivorischen Gäste ein afrikanisches Dorf aufgebaut. Wie ist dort jetzt die Stimmung?

Wir hatten alles perfekt organisiert und vorbereitet – wie das in Deutschland nun mal so üblich ist. Das Dorf haben wir ein paar Tage vor der WM direkt neben dem zentralen Platz für das Public Viewing aufgebaut. Es sollten Kunsthandwerker kommen, und wir wollten die Gäste in unsere offizielles Dürener WM-Programm einbauen. Das sollte unser Sahnehäubchen für die WM werden: Düren präsentiert sich international, das lässt sich ja auch toll vermarkten.

Und nun?

Jetzt warten wir noch eine Woche, und wenn dann keiner mehr kommt, müssen wir das Dorf leider abbauen.

Können sich die Dürener denn trotzdem mit der Mannschaft der Cote d‘Ivoire freuen?

Selbstverständlich. Beim Spiel gegen Argentinien hatten ganz viele Dürener ivorische T-Shirts an. Das ist doch klar, wir hatten uns ja seit Wochen auf unsere Gäste gefreut. Außerdem haben wir in Düren und Umgebung eine starke schwarzafrikanische Gemeinde. Die Leute haben natürlich trotzdem mitgefiebert.INTERVIEW: KLAUS JANSEN