wm gucken mit
: … den Australiern in Hamburg

Bis Australien sind es noch 16.776 Kilometer, steht da auf einem Schild an der Wand. Und: „Emus next 120 KM“. Dabei ist dieses Souterrain-Ge

mäuer ein angenehmer Ort, die Fenster sind verdunkelt, es ist kühl und entspannt. Die Kneipe am Hamburger Uni-Viertel heißt Down Under und hier sollten sie doch sein, die australischen Fans, wenn ihr Team ihr erstes WM-Endrundenspiel seit 1974 absolviert. Zumal sich die australische Community auch ab und an zum Stammtisch im Down Under trifft.

„Ich wage da keine Prognose“ hat der Wirt gesagt auf die Frage, ob die Fans kommen. „Vielleicht gehen die auch alle aufs Heiligengeistfeld, bei dem Wetter.“ Könnte sein. Unter den zehn Leuten, die anfangs im Down Under sitzen, ist keiner als Fan erkenntlich. Man hört manche reden, aber englisch ist das nicht. Aber es könnten eingewanderte Australier sein. Oder die Kinder von nach Australien ausgewanderten Deutschen. Beim 1:0 der Japaner ist jedenfalls leiser Unmut zu spüren. Einer der Gäste hat sich sogar ins Haar gegriffen.

Ob er Australier ist? „Nein“ sagt er, „aber ich war da schon mal im Urlaub.“ Seiner Begleitung geht’s genauso. Ebenso wie den beiden Freundinnen Anfang 20. Dafür ist der Enddreißiger am nächsten Tisch Amerikaner. „Ich bin vor 20 Jahren nach Amerika ausgewandert“, sagt er. „Die WM wollte ich aber in Deutschland sehen, auch wenn ich keine Tickets habe.“ Der Herr ihm gegenüber ist sein deutscher Vater.

Bleibt noch die Clique am letzten Tisch, da muss doch ein Australier dabei sein. Der eine schaut schon so austauschstudenten-mäßig. Tatsächlich ist er Franko-Italiener, der seit sieben Jahren in Hamburg lebt, weil sein Papa bei Airbus arbeitet. Seine Begleitung: Eine Deutsche mit ihrer französisch-marokkanischen Freundin aus Paris und eine Südkoreanerin. „Komisch“, sagt nachher der Koch aus Indonesien, „letzten Donnerstag haben die Australier noch gesagt, sie würden heute kommen.“

Also doch zur Großleinwand auf dem Heiligengeistfeld. Tatsächlich: Da stehen vereinzelt Fans im gelben Trikot. Das 1:1 bringt sie zum Hüpfen. Weil sie in Kleingruppen dastehen, fehlen ihnen genug Leute zum Umarmen, so dass sie bei der Zeitlupenwiederholung schon ausgeschmust haben und gleich nochmal hüpfen. Haben ja auch noch nie ein Tor geschossen bei einer WM-Endrunde.

Als es am Ende 3:1 für Australien steht, sagt einer: „Das ist ein Wunder. Ich glaube, wir schaffen es in die zweite Runde.“Klaus Irler