„Ich will nicht romantisieren“

TAZ SALON Detlef Kuhlbrodt liest heute Abend aus seinem neuen Buch „Umsonst und draußen“

■ 52, ist freier Autor aus Berlin und schreibt für verschiedene Medien. 2008 bekam er den Ben-Witter-Preis.Foto: Suhrkamp

taz: Herr Kuhlbrodt, wann haben Sie angefangen, Geschichten zu schreiben?

Detlef Kuhlbrodt: Ich habe, glaube ich, mal mit zwölf eine Porno-Geschichte geschrieben. Eigentlich hatte ich keine Ahnung, um was es beim Sex ging, aber die Geschichte ist in meiner Schulklasse herumgegangen, wenn ich mich recht erinnere. Die habe ich aber nicht mehr. So was findet man dann mit 16 oder so und dann ist es einem peinlich und man schmeißt es weg.

Sie schreiben Dinge auf, die Sie selbst erlebt haben. Was macht Ihr Leben für die Leser so interessant?

Schreiben ist mir ein Grundbedürfnis. Ich schreibe vor allem, um mit den Lesern zu kommunizieren. Man kann das mit Popmusik vergleichen. Ich erzähle etwas Non-Fiktives. Etwas, womit sich die meisten Leute identifizieren können. Etwas, das sie kennen. Ich glaube, mein Leben ist so interessant wie das vieler anderer. Nur kann ich es mit den damit verbundenen Gefühlen in Worte fassen. Das tue ich für mich und für alle, denen es zum Beispiel beim Umräumen der eigenen Wohnung genauso geht wie mir. Es geht nicht darum, sich selbst als etwas Besonderes darzustellen, sondern darum, etwas zu schreiben, in dem sich die Menschen wiedererkennen.

Ein Online-Magazin schreibt über Sie: „…er ist unter den Schriftstellern der ganz große Meister des Scheiterns.“ Was soll das heißen?

Ich hab mit dieser Beschreibung nicht viel anfangen können. Ich kann mich zwar hineinversetzen, in das, was diese Person sagen will, aber ich hatte dann auch keine Lust, mich damit näher zu beschäftigen. Vielleicht meint er ja sowas wie ein gescheitertes Leben zugunsten der Schriftstellerei oder so. Aber ich betrachte mich ja in keiner Weise als Gescheiterten. Mir geht’s gut.

Bier, Zigaretten, Joints. Sie schreiben vieles, das viele Leute der Selbstzerstörung zurechnen würden. Kritiker und Leser romantisieren das aber eher in so einer kulturellen Selbstverständlichkeit. Ist das in Ihrem Sinne?

Naja, das ist halt das Leben vieler Menschen. Romantisieren will ich nichts. Ich beschreibe nur, was ich erlebe und was mein Gefühl zum Erlebten ist. Das hat einfach was mit der jeweiligen Sozialisierung zu tun. Unser Kulturkreis ist so. Also sind deutsche Filme so, deutsche Bücher so und deutsche Musik ist auch in vielen Fällen so. Trocken, ironisch bis sarkastisch. Ich bevorzuge ironisch.  INTERVIEW: DJA

taz Salon: 19.30 Uhr, Kulturhaus 73, Schulterblatt 73, Eintritt frei