Der Lotse

Ein Norddeutscher, immerhin. Weil: Der letzte Koordinator der Bundesregierung für die maritime Wirtschaft war Wahl-Hesse, ein FDP-Mann namens Hans-Joachim Otto. Nun übernimmt der Bremerhavener SPD-Abgeordnete Uwe Beckmeyer den Posten. Er wird damit zugleich parlamentarischer Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium von SPD-Chef Sigmar Gabriel.

Anders als Otto, der früher auch mal den Kultur und Medienpolitiker gab und sich im Wahlkampf als „Anwalt der Tüchtigen“ verkaufte, ist Beckmeyer zumindest halbwegs vom Fach. Zwar ist er von Haus aus Lehrer, aber auch schon seit 2011 Maritimer Koordinator der SPD-Bundestagsfraktion. Und „Lotse der SPD-Küstengang“ ist er sogar schon seit 2009, was auch immer das genau heißen mag. Und verkehrspolitischer Sprecher seiner Fraktion. Überhaupt ist die Liste seiner Funktionen lang – 1975 zog der heute 64-Jährige erstmals in den Bremer Landtag ein, die ganzen 1990er-Jahre verbrachte er als Senator in Bremen, zeitweise auch in großen Koalitionen. Seine Ressorts trugen oft wechselnde Titel, aber meist ging es um Häfen, Wirtschaft und Außenhandel. 2000 war er dann auch mal ein halbes Jahr lang bezahlter Berater der Bahn-Tochter DB-Cargo, zwei Jahre später zog er erstmals in den Bundestag ein. Zuletzt wurde Beckmeyer mit 44 Prozent der Stimmen direkt dorthin gewählt. Und wann immer ein bundespolitisches Thema Bedeutung für Bremen haben könnte, lässt Beckmeyers Büro zuverlässig ein schnelles Statement in sämtliche Heimat-Redaktionen verteilen.

Zuletzt fiel er durch Engagement gegen die PKW-Maut auf, die er nun womöglich mittragen muss; was er gegebenenfalls aber sicher tun wird. Den Koalitionsvertrag lobte er als „klares Signal für Offshore-Windenergie“ – und verschwieg dabei, dass Winderzeuger an Land künftig weniger Geld bekommen sollen. Mit am Verhandlungstisch der GroKo sitzen durfte er nicht, da saß für Bremen nur Bürgermeister Jens Böhrnsen. Beckmeyer hat das sehr gewurmt.  MNZ