Vater stoppt Abschiebung seiner Familie

ROMA Im Morgengrauen rissen Hamburger Abschieber vier kleine Kinder und ihre Mutter aus dem Schlaf. Ihr Vater konnte von der Psychiatrie aus einen Anwalt alarmieren, der Rechtsmittel einlegte

Die Hamburger Ausländerbehörde ist am Tag der Menschenrechte bei ihrem Versuch gescheitert, eine Romni mit ihren vier Kindern über den Flughafen Hannover ins serbische Belgrad abzuschieben. Der Vater der Kinder, der sich gerade im Krankenhaus befand, konnte die Kommando-Aktion im letzten Moment stoppen. Die Frau und die Kinder mussten nach Hamburg „zurückgeführt“ werden.

Mitarbeiter der Ausländerbehörde und der Polizei waren am 10. Dezember um vier Uhr morgens in die Unterkunft der Frau eingedrungen und hatten sie, ihre 14 Monate alten Zwillinge und die weiteren Kinder im Alter von drei und fünf Jahren aus dem Schlaf gerissen. Nach taz-Informationen mussten sie in Windeseile ihre Sachen packen und wurden dann in einen Bus nach Hannover gebracht, wo auf dem Flughafen ein Sammelabschiebe-Flieger für Roma aus dem gesamten norddeutschen Raum in Startposition stand. Der 15-jährigen Schwester des Familienvaters hatten die Beamten ihr Handy abgenommen, damit sie keine Hilfe holen konnte. Sie ist dann panisch zu ihrem Bruder ins Krankenhaus geeilt, der den Anwalt der Familie, Peter Schlame, alarmierte. Der konnte durchsetzen, dass die Abschiebung gestoppt wurde und die Frau mit ihren Kindern nach Hamburg zurückgeholt wurde.

„Ich habe sofort eine Petition eingelegt, die in Hamburg aufschiebende Wirkung hat“, sagte Schlame der taz. Denn die Abschiebung sei in vielen Punkten rechtlich fragwürdig. „Der Mann befand sich in der Psychiatrie des Krankenhauses wegen Traumatisierung“, berichtet er. Die Hamburger Ausländerbehörde war gestern Nachmittag für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Die Fraktionsvorsitzende der Linkspartei in der Bezirksversammlung Hamburg-Nord, Karin Haas, ist entsetzt. „Dies ist ein krasser Fall versuchter Familientrennung und ein grausamer Versuch, Menschen die hier Schutz vor Diskriminierung und Elend suchen, einzuschüchtern und loszuwerden.“ Die Familie dürfe auf keinen Fall noch einmal getrennt werden, fordert Haas. „Besonders die Kinder“, so Haas, „werden diese traumatische Nacht nicht vergessen.“  KVA