WM gucken mit
: Südkoreanern in Bremen

Das Wiesel muss das Wappentier Südkoreas sein. Schlank, kurzbeinig, flink. Eine Jägernatur. So raubten die Kicker aus dem Hyundai-Land bei der letzten Fußball-WM, 2002, erst Polen, dann Portugal, Italien und Spanien den Sieg. Schlank, kurzbeinig, flink rannten und tricksten sie, kämpften aufopferungsvoll, schlugen Haken, verehrten den Ball mit feiner Technik. Und verhalfen der Nation zu einer Explosion des Patriotismus.

„Oh-pilseung Korea“, brüllten die wieseligen Wiesel-Fans in der Heimat. „Gewinne, Korea, unbedingt.“ Aber einige Tausend Kilometer weiter westlich – ist es still. Weinige Celli, Geigen, Flöten, Gitarren, Laptops wieseln mit kleinen Südkoreanern dran in die Keller-Mensa der Hochschule der Künste, wo gerade noch Hähnchenfrikadellen an Kartoffelpüree serviert wurden – und jetzt Südkorea gegen Togo auf eine riesige Leinwand gebeamt wird. Mit einer genickten Verbeugungen grüßt man höflich in die Runde, öffnet eine Brause, lässt die Schläppchen auf den Füßen baumeln. Eine rote Rose ziert den vordersten Tisch.

Grausames Match. Südkorea spielt nicht den beliebten Wiesel-Powerfußball, die Fans zelebrieren auch in Bremen vorerst nicht das beliebte Wiesel-Gekreisch. Bewegungslose Anspannung. Nur einige spitz herausgepresste Vokale, um die Enttäuschung wortlos, aber nicht geräuschlos kund zu tun. 1:0 für Togo. Ein deutscher Student jubelt – und entschuldigt sich. Aber dann. Die Rückkehr des Wieseligen. Ein lang gezogenes Gekicher baut sich zu einem urgewaltigen „Aaaah“ auf, weil Superstar Ahn Jung Hwan eingewechselt wird. Quietschende Aufregung im Fünf-Minuten-Takt. Hüpfen und trampeln. 2:1 für Südkorea. Und alle wieseln wieder diszipliniert in den Alltag hinaus. Jens Fischer