LESERINNENBRIEFE
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Die Opfer im Blick

■ betr.: „Du Opfer!“, taz vom 16. 12. 13

Endlich ein Kommentar, der die Opfer in den Blick nimmt und nicht die Täter. Wir Missbrauchsopfer wollen gewiss nicht gleichgesetzt werden mit den Opfern der Nazizeit. Aber die Ähnlichkeiten im Umgang der Gesellschaft mit den Opfern damals und heute sind schon frappierend: Die Opfer schämen und verstecken sich. Die damaligen wanderten in der Regel aus. Die Täter wurden damals geschont und bekleideten gar höchste Posten im Staat. Das geeignete Mittel der Schonung damals war, die Beweissicherung für den Einzelfall unendlich aufzublasen. Der Freispruch war die notwendige Folge.

Mittel der Schonung der Missbrauchstäter heute ist die Verjährung mit der Folge der Nichterhebung der Klage. Die Opfer damals wurden in eine Hierarchie gebracht (welch Glück für die jüdischen Opfer, welches Pech für Sinti und Roma), die heutigen ebenso als da sind die Wertvolleren aus Schulen und Internaten der Ober- und Mittelschicht, die sich immerhin Gehör verschaffen können, und die aus den Heimen, die vermeintlich wohl verdient haben, was sie erhielten. Und auch die Entschädigungen, die gezahlt werden, sind hier wie da beschämend und lächerlich: Als Entschädigung für den im KZ umgebrachten Ehemann wurden einer überlebenden jüdischen Frau in der jungen Bundesrepublik in der Regel 148 Mark als Einmalzahlung gewährt. Dagegen ist die Entschädigung der katholischen Kirche für Kindesmissbrauch in Höhe von 5.000 Euro geradezu fürstlich, wenn sie auch die niedrigste ist, die in einem europäischen Land bezahlt wird. Wie würdevoller Umgang mit Opfern insgesamt gelingen könnte, dazu gibt der Kommentar erste Hinweise. WINFRIED PONSENS, Verein Missbrauchsopfer Collegium

Josephinum Bonn und Redemptoristen

Die Erde entdecken

■ betr.: „Einmal hin, nicht zurück“, taz vom 14. 12. 13

Wie schön, dass der Herr Günther sich seine Jungsträume erfüllen möchte. Seine Träume vom Fliegen und seine Sehnsucht ins All. Und über 200.000 Menschen mit ihm. Da würde mich schon interessieren, wie viele dieser Menschen Frauen sind. Oder bleiben die nicht lieber hier und kümmern sich darum, dass alles klappt? Auf der Erde nämlich.

Ich denke, dass es hier eigentlich noch so viel zu tun und zu entdecken gibt (Wohnung und Nahrung für alle sicherstellen, Menschenrechte verwirklichen, damit alle gewaltfrei und ein bisschen glücklich leben können). Wie könnte man das verwirklichen, für das eine Leben, das jeder von uns nur hat? Muss „der Mensch“ (der Mann?) dafür wirklich zum Mars? Und das viele Geld dafür? Für ein Leben, „das in kalter, technisierter Routine stattfinden wird“?

Okay, alle, die so ein Leben gerne möchten ( „wir können nicht anders, wir müssen das tun“), sollte man vielleicht wirklich auf den Mars schießen. Alle anderen sollten ihre Entdeckerfreude für ein menschenwürdiges Leben (zunächst mal) auf der Erde ausleben. GERTRUD STEGMANS-KULAS, Rheinberg

Zu wenig Hospize

■ betr.: „Hospiz darf eröffnen“, taz vom 14. 12. 13

Vielen Dank für das positive Gerichtsurteil. Es gibt immer noch viel zu wenige Hospize in Deutschland, die ein würdevolles Sterben ermöglichen, wenn es woanders, im Krankenhaus oder zu Hause, nicht möglich ist. Wenn ein Geburtshaus eröffnet hätte, wären die Nachbarn sicher glücklicher gewesen. Aber sie haben die einmalige Chance zu begreifen, dass das Sterben zum Leben gehört, dass man das Leben oft erst begreift, wenn das Sterben näher kommt. Ich freue mich sehr, dass die Nachbarn eine neue Lebensqualität erfahren dürfen und vielleicht auch mehr Menschlichkeit. IRIS PFISTER, Kissing

Bei Manitu

■ betr.: „Der grüne Resonanzboden für Pädophile“, taz v. 17. 12. 13

und nochmal zum mitschreiben: die stadtindianer befassten sich nicht mit dem thema „sex mit kindern“, sondern suchten eine eigenständige position zwischen terroristen, dogmatischen k-gruppen, maulrevolutionären und marschierern durch die institutionen. frau apin spricht über die „indianerkommune“ aus nürnberg, das sollte, bei manitu, auch in der erinnerung ludger vollmers so sein.

MICHAEL KUHN, Berlin