Nachfolger für Sarkawi

Al-Qaida benennt Scheich Abu Hamsa al-Muhadschir zum neuen Chef der Organisation im Irak. Nun haben die USA ihn im Visier. 18 Tote in Kirkuk

CAMP DAVID/BAGDAD/BERLIN rtr/dpa/taz ■ Scheich Abu Hamsa al-Muhadschir ist jetzt im Visier der USA. Präsident George W. Bush erklärte den Nachfolger des getöteten irakischen Al-Qaida-Chefs Abu Mussab al-Sarkawi zu einem Ziel der US-Truppen im Zweistromland. „ Ich denke, der Nachfolger Sarkawis wird auf unserer Liste derer sein, die wir einer gerechten Strafe zuführen“, sagte Bush. Er äußerte sich nach dem ersten Tag von Beratungen mit seinem Kriegskabinett am Montagabend in Camp David.

In einer Botschaft im Internet hatte al-Qaida zuvor über die Ernennung Muhadschirs informiert. „Scheich Abu Hamsa al-Muhadschir ist ein guter Bruder, hat eine Vergangenheit im Dschihad und ist kenntnisreich. Wir bitten Gott, dass er fortsetzt, was Scheich Abu Mussab begonnen hat“, hieß es auf der Internet-Seite weiter, die oft von militanten Islamisten genutzt wird.

Über den angeblichen neuen Chef der al-Qaida im Irak ist in der Öffentlichkeit nichts bekannt, weder sein wirklicher Name noch seine Nationalität oder sein gegenwärtiger Aufenthaltsort. Al-Muhadschir heißt auf Deutsch „der Einwanderer“, was Spekulationen auslöste, dass er kein Iraker ist. Der Begriff wird aber auch für diejenigen gebraucht, die zusammen mit dem Propheten Mohammed zu Beginn der islamischen Zeitrechnung von Mekka nach Medina zogen. Anderen Darstellungen zufolge kann es sich bei einem Muhadschir auch um einen islamischen Kämpfer handeln, der seine Heimat verlässt, um für seinen Glauben zu streiten.

Zum Tod von Sarkawi teilte ein amerikanischer Militärsprecher inzwischen mit, die Obduktion habe ergeben, dass der aus Jordanien stammende Terrorist nach dem Angriff der Luftwaffe auf sein Versteck nahe der irakischen Stadt Babuka noch fast eine Stunde gelebt habe. Wegen seiner schweren inneren Verletzungen habe er keine Überlebenschancen gehabt. Gleichzeitig erklärte der Militärsprecher laut New York Times, es gebe keinerlei Hinweise darauf, dass Sarkawi geschlagen worden sei oder Verletzungen durch Schusswaffen erlitten habe.

Im Nordirak kamen gestern bei Anschlägen in der Ölstadt Kirkuk mindestens 18 Menschen ums Leben. Weitere 45 Personen wurden verletzt, als binnen zwei Stunden an verschiedenen Stellen der Stadt fünf Autobomben explodierten. Wie die Polizei mitteilte, starben allein auf einem Markt 13 Menschen.