Verbraucherrat wird kleingespart

Verbraucherzentralen müssen Beratungsstellen schließen: Die Bundesländer kürzen ihre Zuschüsse

BERLIN taz ■ Wer in Mecklenburg-Vorpommern unabhängigen Rat zur privaten Altersvorsorge oder zum Bildungskredit sucht, hat schlechte Karten. Landesweit gibt es nur noch vier Beratungsstellen der Verbraucherzentrale. „Auch in Bremen und Thüringen stehen die Verbraucherzentralen vor existenziellen Problemen“, sagte Edda Müller, Vorsitzende der Bundesverbraucherzentrale, gestern. Die Länder würden die Mittel kürzen, kritisierte Müller und warnte: „Verbraucherschutz gibt es nicht zum Nulltarif.“

Im Schnitt seien die Landeszuschüsse innerhalb von zwei Jahren von 33 Cent auf 26,5 Cent pro Einwohner gesunken. Umgerechnet bedeutet das: Im Jahr 2004 erhielten die 16 Verbraucherzentralen bundesweit nur noch 24 Millionen Euro aus den Haushalten der Länder – 10 Prozent weniger als im Jahr zuvor.

Die Verbraucherzentralen müssen daher Beratungsstellen schließen. So hat Mecklenburg-Vorpommern von einst 19 Info-Centern inzwischen 15 geschlossen, weil der Landeszuschuss auf ganze 16 Cent pro Einwohner gesunken ist. 2004 war Mecklenburg-Vorpommerns Verbraucherzentrale sogar vorübergehend konkurs. „Wir können nur noch 25 bis 30 Prozent des Landes abdecken“, sagt Geschäftsführer Jürgen Fischer. Auch in NRW stehen mehrere Beratungsstellen zur Disposition. Dort will die Landesregierung in diesem Jahr 985.000 Euro bei den Verbraucherzentralen einsparen.

Doch auch die finanzstärksten Länder seien weit von der notwendigen Grundförderung entfernt, kritisierte Müller. Baden-Württemberg, Bayern und Hessen würden weniger als 30 Cent pro Einwohner ausgeben. Das Netz der Beratungsstellen werde immer löchriger, obwohl die meisten Ratsuchenden persönliche Ansprechpartner vor Ort wollen. In Großstädten wie Tübingen oder Braunschweig sei keine Verbraucherberatung mehr zu finden. „Die Folge sind falsche Konsumentscheidungen, die oft mit erheblichen Kosten verbunden sind“, warnte Hamburgs Geschäftsführer Günter Hörmann. Letztlich würde die private Überschuldung weiter zunehmen. GESA SCHÖLGENS