sichtet die sozialen Bewegungen in der Stadt

JÖRG SUNDERMEIER

Freitag Abend (20. 12.) wird am Flughafen Tegel (Terminal C, 17 Uhr) gegen Abschiebungen protestiert, von denen die Fluglinie Air Berlin profitiert. Denn an der Abschiebung der Flüchtlinge verdient die Fluggesellschaft – und zwar nicht schlecht. Und dieser Profit soll der Firma nun mitten im Weihnachtsreisegeschäft madig gemacht werden. Vielfältige Aktionen sind geplant.

Am Samstag (21. 12.) wird im Blauen Salon des Mehringhofs (Gneisenaustraße 2a) die Frage „Charaktermasken des Kapitals oder wer gehört zur Bourgeoisie?“ gestellt. Der Autor Günther Sandleben will die Marx’sche Kritik der politischen Ökonomie als Grundlage der Klassentheorie verstanden wissen. „Ausgehend von Lohnarbeit und Kapital als dem ökonomischen Grundverhältnis werden die verschiedenen Fraktionen der Bourgeoisie nicht nur der proletarischen Klasse gegenübergestellt, sondern es werden auch ihre Beziehungen untereinander behandelt“, versprechen die VeranstalterInnen, es wird also spannend und nicht nur die übliche „Wir da unten – ihr da oben“-Kritik.

Am Freitag nach den Feiertagen dann wird im La Casa (Wurzener Straße 9, 20 Uhr) ein anderer Feiertag begangen, „20 Jahre Aufstand der Würde“ sind zu feiern, und zwar der Aufstand der Zapatistas in Chiapas/Mexiko. Die VeranstalterInnen von Ya Basta Berlin, Lucha Amada, CAREA e.V. und dem Öku-Büro München erinnern an diesen Aufstand, der seinerzeit die ganze Welt beeindruckte und der bis heute anhält. Der von Lutz Kerkeling, Dorit Siemers und Heiko Thiele gedrehte Dokumentarfilm „Der Aufstand der Würde“, der der Veranstaltung den Titel gibt, wird gezeigt, anschließend ist selbstverständlich noch Zeit und Raum für Fragen und für eine Diskussion.

Am Sonntag vor Silvester schließlich stellt der Autor Gerd Schönfeld sein Buch „Schackelstern flogen spät durch milde Lüfte, oder: Der Klassenfeind ist unter uns. Briefe an Onkel Karl 1960/61“ in der Baiz (Christinenstraße 2, 20 Uhr) vor, das soeben im wunderbaren, leider in letzter Zeit etwas in Vergessenheit geratenen Basisdruck Verlag erschienen ist. Gerd Schönfeld, geboren 1948, Schachspieler und Beerdigungsmusikant, ist, so jedenfalls drückt es der Verlag etwas umständlich aus, „einer der letzten Berliner Bohemiens seiner Generation.“ Die Briefe an seinen Oheim dokumentieren Erinnerungen aus der Kinderzeit im Berlin vor und unmittelbar nach dem Mauerbau. Schönfelds jugendliche Wanderungen durch Prenzlauer Berg, Wedding oder im märkischen Motzen sind dabei zugleich hervorragende Objekte für Alltagsstudien – und das in einer Gesellschaft im Umbruch.