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: Filme aus dem Archiv – frisch gesichtet

„Automat Kalaschnikow“: 18. 6. im Kino in der Kulturbrauerei

In „The Lodger“ (1926) führte Alfred Hitchcock erstmals in einem seiner Filme das Motiv eines unschuldig verfolgten Mannes ein: Der mysteriöse „Mieter“ (Ivor Novello), der von seinen Vermietern, einem älteren Ehepaar (Marie Ault und Arthur Chesney), und von einem eifersüchtigen Polizisten (Malcom Keen) fälschlicherweise als Blondinen-Mörder verdächtigt wird, bleibt bei seiner Flucht mit Handschellen an einem Eisengitter hängen und wird von einem wütenden Mob beinahe gelyncht. Allerdings legt Hitchcock auch für das Publikum eine ganze Reihe von falschen Fährten: Die seltsamen nächtlichen Ausflüge des Mannes mit Cape und Schal, seine Nervosität und seine offenkundige Aversion gegen Fotos blonder Mädchen legen lange Zeit den Verdacht nahe, der Mieter könne tatsächlich der Killer sein. So wirkt schließlich jede harmlose Geste bedrohlich, sei es der Griff zur Türklinke oder zum Schürhaken.

Begeisternd ist wie immer Hitchcocks Bemühen um eine möglichst visuelle Ausdrucksweise: Als in der Wohnung der Vermieter plötzlich der Kronleuchter zu schaukeln beginnt, sieht man dank eines dicken Glasfußbodens durch die Decke und erkennt die Ursache: den Mieter, der in seinem Zimmer nervös auf und ab geht.

„Max Ernst – Mein Vagabundieren, meine Unruhe“: 15. 6. im Zeughauskino

Peter Schamonis dokumentarisches Porträt „Max Ernst – Mein Vagabundieren, meine Unruhe“ (1991) versammelt zahlreiche Fernsehinterviews und Selbstzeugnisse des 1976 verstorbenen Malers und Bildhauers, der als rebellischer Dadaist (Dada-Max) in Köln begann, später zu den wichtigsten Protagonisten der surrealistischen Bewegung in Paris gehörte und schließlich durch die Flucht vor den Nazis nach Amerika kam. Max Ernst erzählt dabei aus seinem bewegten Leben, erklärt die Techniken und die Inspiration seiner Kunst und erläutert seine verschiedenen Schaffensphasen. Die Gemälde des Künstlers zeigt Schamoni allerdings meist sehr fragmentiert, was den Zugang zu Ernsts befremdlichen Bildwelten etwas erschwert.

„The Lodger – A Story of the London Fog“: 19. 6., im Kino in der Komischen Oper

Unter dem Patronat von amnesty international und Oxfam Deutschland präsentiert das Kino in der Kulturbrauerei einen Abend mit Filmen zum Thema Waffenhandel. Mit dabei: die eineinhalbstündige Dokumentation „Automat Kalaschnikow“ von Axel Engstfeld und Herbert Habersack, ein Porträt sowohl der weltweit meistverbreiteten Maschinenpistole AK 47 als auch von deren Erfinder Michail Kalaschnikow, der die Waffe während des Zweiten Weltkrieges als Autodidakt entwickelte. Mehr als 70 Millionen AK 47 soll es seit 1947 gegeben haben: Regierungssoldaten und Rebellen, Waffennarren und Gangster, sie alle haben sich großzügig bedient – und die emotionslose Sachlichkeit, mit der Militärs und Ballistikexperten über die Effektivität der Waffe berichten, ist zweifellos erschreckend. Der Erfinder Kalaschnikow erweist sich derweil als ein freundlicher 85-jähriger Herr, der in seiner Freizeit gern Bäumchen pflanzt und bei allem Zweifel über die Auswirkungen seiner Erfindung dann doch irgendwie stolz ist auf ihre Zuverlässigkeit und Schönheit. Lars Penning