A 380 verursacht Milliardenverluste

Der Flugzeugbauer Airbus hat Probleme beim Bau des Riesen-Jets und kann weniger Modelle ausliefern als bestellt. Das kostet mindestens zwei Milliarden Euro. Die Fluggesellschaften verlangen Schadenersatz. Die Aktien der Airbus-Mutter stürzen ab

AUS BERLIN STEPHAN KOSCH

Airbus wird in den kommenden Jahren mindestens 2 Milliarden Euro weniger verdienen als geplant. Denn beim Bau des Riesenflugzeugs A 380 gibt es neue Probleme, räumte der Flugzeugbauer am Dienstagabend ein. Deshalb werden 2007 nur 9 Maschinen an die Kunden ausgeliefert. Vorgesehen waren mindestens 20. Die Fluggesellschaften reagierten pikiert, die Börse panisch. Die Aktien der Airbus-Mutter EADS verloren fast 30 Prozent. Die Verzögerungen seien „sehr negativ“, urteilten zum Beispiel die Analysten der Credit Suisse. HypoVereinsbank-Experte Stefan Halter sprach sogar von einem „Worst-Case-Szenario“. Die Deutsche Bank empfiehlt den Titel nicht mehr zum Kauf.

Airbus hatte am Dienstag bekannt gegeben, dass Probleme bei der Elektrik zu der erneuten Verzögerung führen würden. Airbus-Sprecher Thore Prang verwies gestern unter anderem auf die hochwertigere Ausstattung der Passagierkabinen mit Mobilfunk und Internet, die von den Kunden gewünscht werde. Das habe zu vielen kleinen Einzelproblemen geführt, die in der Summe den Start der Serienproduktion bisher verhindert hätten.

Vor einem Jahr hatte Airbus schon einmal eine Verzögerung im Zeitplan um sechs Monate eingeräumt. „Airbus hatte die Komplexität der A 380-Entwicklung unterschätzt“, sagte EADS-Co-Chef Thomas Enders vor einigen Wochen.

Zwar hält Airbus an dem Plan fest, noch in diesem Jahr die erste A 380 an Singapore Airlines zu übergeben – doch in den folgenden Jahren können verabredete Auslieferungen zum Teil nicht mehr eingehalten werden. Airbus drohen Abbestellungen und Strafzahlungen, die in den erwarteten Gewinnausfall von 2 Milliarden Euro nicht einkalkuliert sind. Mit 43 Bestellungen ist die Fluggesellschaft Emirates größter Abnehmer des A 380; sie fordert ebenso Entschädigungen wie die australische Qantas, die 12 Flugzeuge vom Typ A 380 geordert hat.

Freuen wird sich nun der Airbus-Rivale Boeing. Das direkte Konkurrenzflugzeug zum A 380 – das geplante Nachfolge-Modell vom Jumbo-Jet – verkauft sich bisher schleppend; erst eine Passagiermaschine ist bestellt. Doch jetzt könnten enttäuschte Kunden zu Boeing wechseln.

Eine Klasse tiefer, bei den Mittelstreckenflugzeugen, ist Boeing bereits erfolgreicher. Rund 350 Bestellungen für den geplanten „Dreamliner“ 787 liegen Boeing vor; der A 350, die Airbus derzeit entwickelt, wurde erst 100-mal geordert. Und auch hier drohen Verzögerungen. Die Kunden und die EU, die Kredite für die Entwicklung des A 350 geben soll, wünschen nämlich eine modernere Konstruktion, die spritsparender fliegt. In den nächsten Wochen will Airbus ein neues Konzept vorstellen.