SOUNDTRACK

Mit totalitärer und nationalistischer Ästhetik zu kokettieren, ist ja nichts Neues und Außergewöhnliches: mal subversiv motiviert wie bei den slowenischen Kunstrockern „Laibach“, mal plump und kommerziell wie im Fall von „Rammstein“ oder Aggro-Rapper Fler. Auch der Berliner Elektrorocker Roger Baptist aka Rummelsnuff, ehemals Mitglied der „Freunde der italienischen Oper“, lässt seinen muskelbepackten Oberkörper für das Video zum Stück „Ringen“ in bester Riefenstahl-Manier vor den Ringen des Berliner Olympiastadions ablichten. Wenn man den Kraftprotz mit dem kahlen Schädel, der sonoren Stimme, dem Motoröl auf den Armen und den Springerstiefeln an den Füßen auf der Bühne sieht, mag der eine oder andere schnell sicher sein, hier einen „Rechten“ vor sich zu haben. Und Baptist, 40 Jahre, gebürtiger Dresdner, spart auch nicht an Begriffen wie Kraft, Mut, Geist und Kampf oder singt vom „Schädel aus Stahl“. Nationalistische Gesinnung steckt dahinter aber nicht. Stattdessen wechselt die Kamera in „Ringen“ auf zwei massige männliche Körper, die auf einer Matte miteinander ringen, nackt: „Du ein Mann, ich ein Mann, beiden juckt das Fell.“ Und die schwarzweiße Seemannsromantik im Video zu „Halt durch!“ erinnert auch eher an „Panzerkreuzer Potemkin“ und einen schwulen Popeye, als an reinheitsfanatischen Faschismus. Groß rausgebracht hat den Sport- und Arbeiterhymnensänger übrigens Punk-Verbreiter Alfred Hilsberg auf seinem Label „What’s so funny about?“ Und da steht Rummelsnuff neben den unverdächtigen „Blumfeld“ und Knarf Rellöm im Regal. MATT