Schwarz-gelbe Mehrheit für Wulff geschrumpft

BUNDESPRÄSIDENTENWAHL Opposition setzt in Bremen und Sachsen mehr Wahlmänner durch

BERLIN dpa/apn/reuters | Die schwarz-gelbe Mehrheit bei der Wahl des Bundespräsidenten am 30. Juni ist geschrumpft. Überraschend konnte am Mittwoch die CDU in Sachsen und Bremen bei Wahlen der Ländervertreter für die Bundesversammlung nicht all ihre Wahlmänner und -frauen aufstellen.

Im sächsischen Landtag erhielt die gemeinsame Liste aus SPD und Grünen mehr Stimmen als erwartet, sodass der rot-grüne Bundespräsidentenkandidat Joachim Gauck mit zwei zusätzlichen Voten aus dem Freistaat rechnen kann. Zudem erklärte der sächsische FDP-Politiker Tino Günther, er werde nicht den Kandidaten von CDU und FDP, Christian Wulff (CDU), sondern Gauck wählen. „Er ist ein liberaler Freiheitskämpfer“, begründete Günter seine Entscheidung.

In Bremen kann die CDU wegen eines Pro-Gauck-Bündnisses von FDP, SPD und Grünen nur noch einen statt zwei der fünf Wahlmänner für die Bundesversammlung stellen. Dort kündigte der Bremer FDP-Landesvorsitzende Oliver Möllenstädt an, für Gauck zu stimmen.

Trotz seines schrumpfenden Vorsprungs liegt Wulff derzeit mit mindestens 18 Stimmen vor Gauck. Gauck hätte nur eine Chance, wenn die Linke ihn mitwählt. Das schloss deren Kandidatin Luc Jochimsen am Mittwoch aus. Linke-Fraktionschef Gregor Gysi sagte jedoch, sollte Wulff in den ersten beiden Wahlgängen scheitern, „dann brauchen wir auch eine Auszeit“. Seine Partei müsse dann überlegen, wie weiter vorgegangen werde. Ungeachtet dessen haben sich Gauck und die Linke am Mittwoch gegenseitig angegriffen. Der frühere Linke-Vorsitzende Oskar Lafontaine warf Gauck in einem Interview im Stern vor, er habe von der Stasi auch Privilegien erhalten. Gauck nannte die Vorwürfe eine „ungeheuerliche Unterstellung“.