„Billiger als das Bier“

BÜCHER Zum Jahresende treibt das linke Antiquariat Anares offline seinen eigenen Ausverkauf voran

■ betreibt noch bis zum Jahresende den gesellschaftskritischen und klimaneutralen Buch- und Medienversand Anares.

taz: Herr Grüneklee, ihr Internetversand für gesellschaftskritische Medien Anares stellt zum Jahresende den Betrieb ein. Ist dann wirklich alles aus und vorbei?

Herr Grüneklee: Ja. Das Projekt Anares wird tatsächlich eingestellt. Die Frage ist, was mit den Restposten geschieht, die dann offenbar immer noch übrig sein werden.

Und es werden auch keine anderen Bücher mehr verlegt?

Ich trage mich durchaus mit dem Gedanken, weiter Bücher zu verlegen, aber in einem anderen Kontext. Ich hänge mit Herzblut an Büchern und habe auch Lust, inhaltlich zu arbeiten. Aber das ist noch nicht spruchreif.

Wie war die Resonanz auf die ersten beiden Ausverkaufs-Samstage?

Beim ersten Mal noch recht schleppend, aber beim zweiten Mal dann gut. Es kommen Menschen aus dem Ortsteil, aus dem universitären Umfeld oder aus der alten Anares-Klientel; und auch von außerhalb kommen die Menschen, aus Hamburg etwa. Als erstes war die Judaica-Abteilung so gut wie ausverkauft, auch der Bereich der kritischen Theorie ist fast weg. Aber es sind immer noch etwa 20.000 Bücher da.

Was passiert mit jenen, für die sich nun am Ende kein Abnehmer findet?

Da gibt es noch keinen Plan. Mittelfristig soll das bisherige Lager aber aufgelöst werden.

Haben Sie je darüber nachgedacht, wieder ein Ladengeschäft zu eröffnen, wie es im Viertel eines gab?

Der Gedanke ist immer wieder reizvoll. Wenn ich eine Idee für etwas habe, was Sinn zu machen scheint und von der Lage her interessant ist, würde ich das nicht ausschließen. Das Ladengeschäft mache ich wesentlich lieber als den Online-Handel. Aber es ist seinerzeit nicht so angenommen worden, die Umsätze waren bescheiden. 2004 hat uns dann eine monatelange Straßen-Baustelle das Genick gebrochen. Deswegen war die Schließung zu der Zeit auch die richtige Entscheidung. Den größeren Teil des Umsatzes haben wir damals schon über das Internet gemacht. Und die Preise für antiquarische Bücher sind zu der Zeit immer weiter gefallen. Am Ende bleiben Massen- und Edelantiquariate. Das breite Feld dazwischen bleibt auf der Strecke.

Woran liegt das?

Man muss sich fragen, inwieweit sich das Leseverhalten der Leute geändert hat und ob immer noch in der gleichen Menge wie früher Bücher gekauft werden. Die Menschen recherchieren eben vieles im Internet. Und die Konkurrenz von Amazon vertreibt Bücher zu Centpreisen. Darin zeigt sich auch die Wertigkeit, die Büchern entgegengebracht wird. Wenn gut gemachte Bücher billiger sind als das Bier um die Ecke, sagt das auch etwas aus.

Was werden Sie 2014 machen?

Das weiß ich noch nicht.

Interview: JAN ZIER

21. und 28. Dezember, 10 bis 18 Uhr: Borgfelder Heerstr. 51, Bremen-Borgfeld. Mehr Infos: www.anares-buecher.de