Sasha Waltz als Gast in der eigenen Stadt

ZU WENIG FÖRDERUNG

Für Waltz ist damit ein Lebenstraum geplatzt – und für die meisten der entlassenen Tänzer sicher auch

Geht Sasha Waltz weg aus Berlin? Eine bange Frage, die angesichts der Unentschiedenheit des Senats, ob er ihr mehr Unterstützung bieten soll, das ganze Jahr über im Raum stand. Aber ist Sasha Waltz überhaupt hier?

Ein Blick in den Kalender von Sasha Waltz & Guests vermeldet im Januar 2014 zwei Auftritte mit ihrer Sacre-Interpretation bei ihrem langjährigen Partner Grand Théâtre de Luxemburg und vier beim Sydney Festival mit der Barockoper „Dido & Aeneas“ mit ihren Tänzern als Geister des Wassers und der Luft. Im April 2014 ist dieses zauberhafte Stück zweimal in der Bayerischen Staatsoper zu Gast, anschließend bringen ihre Tänzer zusammen mit Musikern Werke von Mozart und dem zeitgenössischen Komponisten Mark Andre in der Opéra de Lilli auf die Bühne. Zur gleichen Zeit feiert Sasha Waltz ihre erste Premiere als Regisseurin einer Wagneroper in Berlin, des „Tannhäusers“ unter der Leitung von Daniel Barenboim und mit Tänzern, die die Staatsoper engagiert. Und erst im Mai tauchen ihre Tänzer dann auch in Berlin wieder durch Wasser und Lüfte, wenn „Dido & Aeneas“ endlich fünfmal in der Staatsoper wieder aufgenommen wird.

An diesem Bild wird sich nicht viel ändern. Die Compagnie Sasha Waltz & Guests wird weiterhin darauf angewiesen sein, Geld über Gastspiele und Koproduktionen zu bekommen. Das hat sich in den Haushaltssitzungen im Dezember gezeigt, die der Compagnie keine Etaterhöhung zugestanden. Von Berlin erhält sie zwar 1,8 Millionen Euro Subventionen, aber das ist erst ungefähr die Hälfte ihres Jahresetats. Wie klug ist eine Investition eigentlich, fragt man sich, die einen kulturellen Exportschlager der Stadt zum raren Gast in derselben macht?

Die jahrelange strukturelle Unterfinanzierung hat Waltz als Unternehmerin nun dazu veranlasst, ihre Tänzer zu entlassen und demnächst nur projektweise zu engagieren. Das gab sie auf einer eigenen Pressekonferenz bekannt, nachdem endgültig klar war, dass die Stadt ihr – trotz aller Lippenbekenntnisse, auch vonseiten des Kultursenators Klaus Wowereit – nicht mehr Geld zur Verfügung stellt. Für sie ist damit ein Lebenstraum geplatzt – und für die meisten der zehn entlassenen Tänzer sicher auch. Was diese Entscheidung für das weit gespannte und abwechslungsreiche Repertoire der Compagnie und ihre künstlerische Weiterentwicklung bedeutet, das ist noch nicht abzusehen. KATRIN BETTINA MÜLLER