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: Zweifelhafte Kollekte

Eine Kleinstadt im Rheinland. Mit nur einem Gymnasium, und das ist kirchlich gebunden. Die nächste staatliche Schule im Nachbarort, vielleicht zehn Kilometer entfernt. Manch ein Elternpaar dürfte dort nun demnächst vor einer schwierigen Entscheidung stehen: Entweder, es mutet seinen Kindern täglich eine lange Busfahrt zu – oder es zahlt. 30 Euro, wenn nur ein Kind mit seinen Grundschulfreunden am Ort auf die weiterführende Schule gehen soll. Vielleicht sogar 60 Euro, wenn man gleich drei schulpflichtige Kinder hat. Nur Peanuts? Leider nicht für alle.

KOMMENTAR VON KLAUS JANSEN

Selbstverständlich wird kein Schulleiter ein Kind aus seiner Lehranstalt verbannen, nur weil die Eltern ihren Beitrag nicht aufbringen. Doch das allein rechtfertigt nicht den Begriff der Freiwilligkeit. Freiwillig sind auch die schon existierenden Spenden an die Fördervereine, die fast jede Schule besitzt. Würde den Schulträgern das genügen, hätte man sich den neuen Vorstoß gleich sparen können.

Mit den Elternbeiträgen entsteht sozialer Druck. Es wird für die kirchlichen Schulträger zudem fast unmöglich sein, ihre Kriterien für die Wahl ihrer Schüler transparent zu gestalten. War am Ende das Grundschulzeugnis, das Religionsbekenntnis oder doch mein Geldbeutel entscheidend dafür, dass mein Kind auf dem Gymnasium angenommen oder abgelehnt wurde? Diese Fragen werden Eltern stellen, und sie werden nicht zweifelsfrei zu beantworten sein. Besonders kritisch wird die Situation in ländlichen Regionen, in denen der Dorfklatsch so manchem Schulleiter das Neueste über die Verhältnisse in der lokalen Skandalfamilie zuträgt.

Es ist falsch, Eltern für die Finanzsorgen der Kirchen aufkommen zu lassen – und es ist schade, dass der Staat sich daran nicht stört. Doch wahrscheinlich ist es für manche libertäre Bildungspolitiker nur konsequent, wenn nach Kindergärten und Unis auch die Schulen in den Wettbewerb treten.