urdrüs wahre kolumne
: Matjesfeste meiden

Heute startet aus verschiedenen Städten Norddeutschlands eine Harley-Sternfahrt zu den Glückstädter Heringswochen und da möchte ich die unschuldigen Schleswig-Holsteiner doch ernstlich warnen vor dem zu erwartenden Kroppzeug: Sicher gibt es Harley- und vielleicht sogar Bruel-Fahrer, die das Geld für ihre Maschine von der Oma geerbt haben, als Dentisten dafür nur ein bisschen Krankenkassen und Patienten bescheißen oder 30Überstunden pro Woche auffer Werft kloppen, um sich ihren Fetisch zu leisten – die anderen aber überfallen dafür Kioskbesitzer, erpressen Gastwirte, kassieren bei ihren tabulos-naturgeilen Freundinnen die Gelder ab oder belästigen das Fernsehpublikum in der großen Wochenend-Show. Und wenn sie gelegentlich in Fuhlsbüttel einfahren, eierstöckeln ihre Opfer auch noch bei Protestaktionen für die Hamburger Medien mit Schildern rum, auf denen sie die Freilassung „unserer Männer“ fordern. Da würde ich also mal ganz, ganz vorsichtig sein und diese Matjesfete meiden …

Man vermag es einfach nicht zu glauben, dass Menschenfeinde wie der xenophobe Bremer Innensenator Thomas Röwekamp im exzessiven Prozess der Liebe gezeugt wurden: Wer selbst dubiose Menschenhändler mit Diplomatenpass als Gutachter bemüht – nur um die Nationalität von afrikanischen Flüchtlingen zwecks Deportation irgendwie bestätigt zu bekommen –, kann doch eigentlich nur als HassHassHass-Klon angerührt worden sein. Wie geht man um mit so einem Homunculus? Lässt sich seine Verbreitung per Samenflug über den nächsten Rübenacker noch irgendwie verhindern?

Hannöversche Steißpauker von geradezu irrsinniger Sensibilität haben jetzt einen 12-jährigen Pickelträger ihrer Lehranstalt verwiesen, weil dieser in einem Single-Chat unter ihren Namen blödes Zeug gequatscht hat und sie damit „der Lächerlichkeit und dem Gespött“ ausgesetzt habe. Wer als studierter Pädagoge mit einem pubertären Rotzlöffel nicht anders umgehen kann, bekommt ins Zeugnis des Lebens schon mal eine ganz dicke 6 eingetragen – wegen mangelnder Souveränität.

Die sengende Sonne der letzten Tage hat Führers Autobahn an manchen Teilabschnitten selbst in Norddeutschland beeinträchtigt und auf der A 23 gar Betonplatten verschoben. Nur weiter so, liebe Sonne, im Kampf gegen den ungezügelten Automobilismus. Unterm zerfließenden Pflaster entdecken wir wieder den Strand!

Wie zu erwarten, erwies sich die in Bremen mit stehenden Ovationen bedachte Musical-Version der „Aida“ mit den opulenten Schmachtfetzen des Sir Elton John als recht unterhaltsame Nichtigkeit. Ein aufmerksamer Leser des Weserkurier übermittelte uns freundlicherweise aus dem Premierenbericht die verräterisch-vielsagenden Zeilen der Rezensentin Sigrid Schuer: „Selten haben wir die Bremer Senatorenriege in so geschlossener Präsenz bei einem kulturellen Event gesehen wie bei dieser Musicalpremiere.“ Gern bringt man da die Aussage von Intendant Klaus Piuerwoß in Erinnerung, dass er die letzten vier Senatoren im Aufsichtsrat gerade sechsmal im Theater gesehen habe – insgesamt, versteht sich. Da wundert man sich doch, dass dies banausige Gesindel nie versucht hat, Fips Asmussen für die Intendanz und André Heller für die Dramaturgie zu gewinnen.

Der bis Dienstag in Hamburg stattfindenden WM der Asylsuchenden wünscht einen fröhlich-fairen Verlauf ULRICH „FUSSBALLGOTT“ REINEKING