Streit ums Grenzland

Die schleswig-holsteinische Gemeinde Börnsen fordert von Hamburg 6.000 Quadratmeter zurück

„Wir wissen nicht, ob es pure Absicht oder ein Versehen war. Aber wir sind uns ganz sicher, dass dieser Bogen falsch ist“, sagt William Boehart, der Archivar des Amtes Hohe Elbgeest. Es geht um den Bogen in der Grenze der schleswig-holsteinischen Gemeinde Börnsen (Kreis Herzogtum Lauenburg) zum Hamburger Stadtteil Bergedorf. Im Mittelalter wurde sie mit großen Findlingen markiert und verlief ganz gerade. 1880 aber rückten die preußischen Landvermesser mit neuen Messinstrumenten an. Seitdem macht die Grenze einen geschwungenen Bogen.

Jetzt ist ein Streit entbrannt, ob das 6.000 Quadratmeter große Gebiet zu Hamburg oder Schleswig-Holstein gehört. „Die Grenze wurde zu unseren Ungunsten verschoben. Wir werden das Gebiet zurück fordern“, stellt Börnsens Bürgermeister Walter Heisch für seine 3.800 Einwohner klar.

Erst seit 1420 gehört Bergedorf überhaupt zu Hamburg. „Bergedorf ist eigentlich Ur-Lauenburgisches Gebiet“, weiß Archivar Boehart. Bei Grabungen hat man jetzt den historischen Grenzstein aus dem Mittelalter freigelegt. „Die genauen Gründe, warum es hier zu dieser irrtümlichen Grenze gekommen ist, wissen wir nicht“, sagt Boehart und verspricht, weiter zu forschen.

Die historische gerade Grenze verläuft mitten durch ein Einfamilienhaus, das erst vor wenigen Jahren gebaut wurde. Ohne es zu ahnen, saßen die Bewohner in einem hamburgischen Wohnzimmer, kochten und badeten aber im nördlichsten Bundesland. „Sie fühlen sich ohnehin als Börnsener“, meint Bürgermeister Heisch. Sollte der Grenzverlauf in seinem Sinne geklärt werden, wird seine Gemeinde drei zusätzliche Einwohner bekommen.

Der Bürgermeister fordert eine Initiative zur Klärung des unterschlagenen Landstückes zwischen Ministerpräsident Peter Harry Carstensen und Oberbürgermeister Ole von Beust: „Da müssen jetzt die Landesfürsten ran. Wir haben zu Bergedorf ein gutes Verhältnis, aber so geht das ja nun mal nicht“, sagt Heisch.

Angst vor einem Angriff braucht Hamburg aber nicht zu haben. „Wir werden“, verspricht Heisch, „das alles ganz sachlich klären“. TIMO JANN