Movies von der Moldau

KINO Nur selten in deutschen Kinos: Zum 20. Jubiläum der Städtepartnerschaft mit Hamburg zeigt das Metropolis in der Reihe „Made in Prag“ aktuelle tschechische Filme

Tschechisches Kino sieht man selten. Wer nur nach Westen blickt, verpasst einiges

VON GASTON KIRSCHE

Anders als früher finden tschechische Filme heute nur noch selten den Weg in deutsche Kinos. Dabei verpasst, wer nur nach Westen blickt, so einiges. Anlässlich der Jubiläumsfeiern zur 20-jährigen Städtepartnerschaft zwischen Hamburg und Prag sind im Metropolis nun bis Ende des Monats Produktionen aus der Stadt an der Moldau zu sehen, die faszinierende Einblicke in das zeitgenössische tschechische Kino bieten. Einige der Filme sind zum Teil mehrfach auf Festivals ausgezeichnet worden – hierzulande haben sie es nur auf wenige Leinwände geschafft. Und weil der deutsche Markt so verschlossen ist, gibt es auch nur bei zwei Filmen deutsche Untertitel: alles andere läuft englisch untertitelt als Originalfassung. Insgesamt sind im Rahmen von „Made in Prag“ neun Filme und drei Kurzfilmprogramme zu sehen – von Dokumentionen bis zum surrealen Animationsfilm.

Eine echte Perle wird schon bei der Eröffnung gezeigt: „Kawasakiho růže“ („Kawasakis Rose“), eine verschachtelte Familiengeschichte voller überraschender Wendungen. Pavel Josek ist angesehener Arzt, ehemaliger Dissident und kultivierter Patriarch. Jana, seine Frau, liebt ihn. Gemeinsam besuchen ihre erwachsene Tochter Lucie im Krankenhaus. Deren Ehemann Ludék läuft unzufrieden durch sein Leben, lässt seine Launen ungehemmt aus. Ludéks Unzufriedenheit und andere Dissonanzen bauen eine Spannung in den Beziehungen auf, die Konflikte offen ausbrechen lässt. Es wird viel geredet, wie im wirklichen Leben.

Stark gespannt wird der Bogen durch einen Film im Film: Pavel ist mittlerweile zum Thema eines aufwendigen Dokumentarfilmprojekts geworden, das Leben und Werk des Ex-Dissidenten würdigen soll. Ludék ist als Toningenieur an dem Projekt beteiligt und erfährt so früh von einem dunklen Fleck in der Vita seines ihm übermächtig erscheinenden Schwiegervaters – der ist wegen seines bis dahin lupenreinen Lebenslaufes für einen Nationalpreis vorgesehen.

Aber „Kawasakiho Růže“ hat nicht nur eine fesselnde Handlung, beeindruckend ist auch, wie er aufgenommen ist: Bildaufbau, Beleuchtung und Montage sind handwerklich überzeugend, darüber hinaus lebt der Film von seinen überzeugenden DarstellerInnen, die vor der Kamera ohne große Effekte genug Raum bekommen, um die widersprüchlichen Rollen auszuspielen.

„Kawasakiho Růže“ wurde beim Pilsener Filmfest dieses Jahr als bester tschechischer Spielfilm prämiert, außerdem auf der Berlinale mit dem Preis des Internationalen Verbandes der Filmkunsttheater und dem Ökumenischen Preis. Zur Eröffnung des Filmfestes ist Regisseur Jan Hebejk zu Gast.

■ Mi, 23. 6. bis So, 27. 6., Metropolis, Steindamm 52 – 54, Programm: www.metropoliskino.de