KOMMENTAR: KAIJA KUTTER ÜBER DEN KITA-KURS IN SCHLESWIG-HOLSTEIN
: Kostenfrei nicht um jeden Preis

Es gibt Familien, für die die abgeschaffte Entlastung zu einer Belastung wird

Keine Frage: Mit der Abschaffung des beitragsfreien Kita-Jahres belastet Schwarz-Gelb in Kiel Eltern mit den Folgen der Krise. Keine schöne Symbolpolitik.

Es wird Familien geben, die dies kaum trifft: Weil sie wohlhabend sind. Oder weil sie so wenig Einkommen haben, dass sie gemäß Sozialstaffel nichts zahlen. Es gibt aber auch jene dazwischen – und für die wird der Wegfall der Entlastung nach gerade mal einem Jahr zur Belastung.

Fachlich lässt sich ja trefflich streiten: Denn warum soll ausgerechnet das letzte Jahr vor der Schule kostenlos sein, in dem ohnehin neun von zehn Kindern die Kita besuchen? Wäre nicht sinnvoller, die Dreijährigen per Gratis-Jahr zu locken?

Denkbar wäre auch eine generell kostenlose Kita. Aber noch besser wäre das dafür benötigte Geld in kleine Gruppen, höhere Gehälter und vor allem ein breiteres Angebot investiert. Schleswig-Holstein muss dringend mehr Krippenplätze schaffen: Nicht mal die Hälfte der ab 2013 nötigen Versorgungsquote von 35 Prozent für die bis Dreijährigen hat das Land erreicht. Auch ist häufig Glückssache, ob berufstätige Eltern Ganztagsplätze für ihre Kinder bekommen – und nicht, wie etwa in Hamburg, per Rechtsanspruch gesichert.

Sicher: Kitas sind ein Bildungsort. Aber wenn Kinder dort gut betreut werden, ist dies auch eine Dienstleistung. Gratis für alle muss die nicht sein.

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