Hundeeinsatz brachte doch nichts

SPRENGSATZ Das Verfahren gegen vier Bewohner einer linken WG wegen der Verpuffung im Göttinger Kreishaus wurde eingestellt. Ein „Mantrailer“-Hund hatte die Polizei zu den Angeklagten geführt

Der Sprengsatz hatte sich als ein Gemisch aus Zündhölzern, Papier und Uhu erwiesen

Sang- und klanglos hat die Göttinger Staatsanwaltschaft am Freitag ein Ermittlungsverfahren gegen vier Bewohner einer linken Wohngemeinschaft wegen „Herbeiführung einer Sprengstoffexplosion“ aus Mangel an Anhaltspunkten für eine Täterschaft eingestellt. Das Verfahren, bei dem es um eine Verpuffung in der Teeküche der Ausländerbehörde im Göttinger Kreishaus ging, war Anfang des Jahres groß in Szene gesetzt worden.

Die Polizei durchsuchte Ende Januar die Wohnungen der angeblich Verdächtigen unter Hinzuziehung eines so genannten „Maintrailer“-Hundes. Das Tier, dem eine im Kreishaus gefundene Pappe mit einer Parole gegen Abschiebungen unter die Nase gehalten worden war, hatte die Beamten zu dem Haus geführt. Vor den Wohnungstüren soll der Hund angeschlagen haben. Die Polizeiführung erklärte damals, die Spur des angeblich mit Hilfe einer „szenetypischen unkonventionellen Brand- und Sprengvorrichtung“ begangenen Anschlags führe in die linke Szene.

„Die Verlässlichkeit des Einsatzes von Mantrailer-Hunden zur Beweissicherung ist wissenschaftlich nicht nachweisbar“, sagte Rechtsanwalt Johannes Hentschel, der einen der Beschuldigten vertritt. Einen so massiven Grundrechtseingriff wie die Durchsuchung privater Wohnräume einzig auf eine solche Spur zu stützen, sei „ein Skandal“ und verfahrensrechtlich nicht mehr begründbar.

Hentschels Kollege Sven Adam ergänzte, dass es zu keinem Zeitpunkt des Verfahrens Anhaltspunkte für eine Täterschaft der Hausbewohner gegeben habe. „Die uns erst jetzt zur Einsicht übersandte Ermittlungsakte offenbart diverse absurde Versuche, einzelnen Linken eine Täterschaft zuordnen zu können.“ Der Brand- und Sprengsatz hatte sich als Gemisch aus Zündhölzern, Papier und Uhu erwiesen, die austretende Lösungsflüssigkeit führte zu einer Verpuffung, durch die ein Mitarbeiter des Kreishauses leicht verletzt wurde. REIMAR PAUL