die taz-empfehlung
: Mit Lebert nach Skandinavien

Der Jugend-Bonus könnte bald verflogen sein – wer das Berühmtsein mit 16 beginnt, der altert schnell: Seinen dritten Roman hat der bundesweit gefeierte Benjamin Lebert soeben veröffentlicht. 24 ist er jetzt, und das Buch hat er „Kannst du“ genannt. Ein 21-Jähriger und eine 18-Jährige reisen darin zusammen durch Skandinavien. Als Flucht vor dem frühen Ruhm begreift der Protagonist die Reise mit der jungen Frau, die so fröhlich scheint und so zerrissen ist; eine eigenwillige Annäherung der beiden durchzieht den Plot.

Die Anfänge seiner Autorenlaufbahn sucht Lebert in dem Roman wohl zu verarbeiten – einer Karriere, die mit den Monstergeschichten der Kindheit begann. Von der Schwierigkeit, Worte aufs Papier zu bringen, hat er persönlich und schriftlich immer wieder erzählt – und vom mühsamen Versuch, das Leben als halbseitig Gelähmter zu bewältigen.

Mit „Crazy“ war Lebert 1999 bekannt geworden, einer Internatsgeschichte, die in drei Tagen 10.000 Mal verkauft und inzwischen in 33 Sprachen übersetzt wurde. „Wenn einer mit 16 zu schreiben beginnt, überschlagen sich die Feuilletons – unabhängig davon, ob das Buch gut ist oder nicht“, haben böse Menschen über ihn geschrieben. Und tatsächlich leidet auch sein zweiter Roman „Der Vogel ist ein Rabe“ unter einer Überdosis pubertärer Thematik.

Andererseits beobachtet Lebert sehr genau die sprachlichen Codes der jungen Generation. Und transformiert sie in Texte, in denen sie sich wiederfindet. PS

Lesung heute, 19 Uhr, Literaturhaus, Schwanenwik 38