wm-fieberkurve
: Kaufen für Deutschland

Synergieeffekte sind eine feine Sache: Wo sie in Erscheinung treten, winkt oft ein erfreulicher Geldsegen. Bei der Fußball-WM soll es natürlich vor allem um die Freude am Spiel gehen, nicht um schnöden Mammon. So ein Turnier ist schließlich eine Sport- und keine Kommerzveranstaltung. Zum Glück! Denn viel zu verdienen gibt es bei aller Freude um das Großereignis nicht.

Das prognostiziert zumindest das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW). Es sieht keine nennenswerten direkten Impulse für die Konjunktur. Die Welt zeigt sich zu Gast bei Freunden nicht gerade spendabel: Das zusätzliche Geschäft durch ausländische WM-Besucher dürfe nicht überschätzt werden, erläuterte das DIW. Zum einen zeichne sich ab, dass andere Touristen wegen des Spektakels nicht nach Deutschland kommen wollten. Und ordentlich essen, trinken oder schlafen scheinen die Gäste auch nicht zu wollen. Bisherige Sportereignisse zumindest, wie die Fußball-Europameisterschaft 1988 in der Bundesrepublik, hätten keinen besonderen Anstieg im Gastgewerbe ausgelöst.

Da müssen die Gastgeber sich also selbst kümmern. Als das DIW kurz vor der WM verkündete, „ein Anstieg des privaten Konsums“ sei jedoch „nicht zu erwarten“, hatten die Experten zumindest nicht mit der Einsatzbereitschaft der Berliner gerechnet. Wenn es drauf ankommt, wird in der Hauptstadt aber kräftig zugepackt – genauer: eingepackt. Denn nun zeigt sich, dass die Fußball-Weltmeisterschaft die Berliner zum Geldausgeben animiert. Zusätzlich zu ihren normalen Konsumausgaben geben die Hauptstädter 147 Millionen Euro für die WM aus, schreibt die Deutsche Bank in ihrer aktuellen Ausgabe der Berliner FinanzNews. Nur die wenigsten Berliner haben dabei Geld für WM-Karten der sechs hier stattfindenden Spiele investiert. Die 49 Euro, die durchschnittlich jeder Berliner während der WM-Zeit zusätzlich ausgibt, werden vor allem in Getränke, Essen oder Fanartikel umgesetzt. Auch gesellige Ambitionen kommen nicht zu kurz: Viele hätten auch private WM-Partys im Haushaltsbudget fest eingeplant, wissen die Banker.

So bleibt die Berliner Bevölkerung die wichtigste Kundengruppe, trotz vieler in- und ausländischer Touristen. Und da reden alle bloß von der neuen schwarz-rot-goldenen „Symbolik“. Dabei ist der Erwerb von Deutschlandfähnchen praktizierter Patriotismus: Frage dich nicht, was dein Land für dich tun kann, sondern was du für deinen Wirtschaftsstandort kaufen kannst! LARS KLAASSEN