90 Minuten mit … Firooz Khederzadeh

Exfußballer, Herkunft: Iran, Wohnort: Frankfurt, WM-Favorit: Holland

Der Parkplatz der Autowerkstatt in Frankfurt-Fechenheim ist umringt von 32 Flaggen. Alle WM-Teilnehmerstaaten sind hier repräsentiert. Nur über der Einfahrt hängt eine größere Fahne. Die Iranische. Die Werkstatt gehört Behrus Khederzadeh, 63, einem ehemaligen Ringer und Vizeweltmeister. Er ist der große Bruder von Firooz Khederzadeh, den wohl nur noch fußballverrückte Statistiker kennen. Firooz war im Kader der ersten iranischen Mannschaft, die an einem WM-Turnier teilnahm. Das war 1978.

Neben seiner Arbeitsstätte hat Bruder Behrus eine Art Partyraum eingerichtet, den „iranischen Club“, wie er es nennt. Dort sitzen die beiden älteren Herren vor einer großen Leinwand. Es läuft das Spiel Portugal gegen Iran. Firooz erzählt von damals, Argentinien 78, als seine Achillessehne riss und er nicht mitspielen konnte. „Aber ich war dabei.“ Fußball spielt der 55-Jährige heute nicht mehr. Aber sein Herz hängt an dem Sport und schlägt natürlich für das iranische Team. Viele der Verwandten seien heute im Frankfurter Stadion und schauten das Spiel, entschuldigt er den leeren Raum. Sie hoffen, abends mit den Verwandten hier zu feiern, aber nur, wenn der Iran gewinnt.

Während die beiden Männer erzählen, immer ein Auge auf die Leinwand gerichtet, zischen ihnen manchmal kurze Farsi-Sätze durch die Zähne. „Wir haben alle auf Portugal getippt, obwohl wir natürlich mit dem Herzen für Iran sind!“, sagt Firooz. Ein Neffe hat eine Tipprunde organisiert, bei der alle Verwandten mitspielen.

Behrus und Firooz kommentieren das Spiel und Fußball allgemein mit Sachverstand, sie lachen über Ali Daei, den kein Iraner in der Mannschaft haben wolle, da er zu faul und zu alt sei. Sie diskutieren den neuen Weltmeister. Firooz meint, Holland macht das Rennen, weil in Europa immer europäische Mannschaften gewinnen. Sein Bruder glaubt an Brasilien. Deutschland kommt in der Diskussion nicht vor. „Ich würde es den Deutschen wirklich gönnen, ich lebe schließlich seit über zwanzig Jahren hier und fühle mich als Deutscher. Aber außer dem Heimvorteil sehe ich keine Gründe, die für Deutschland sprechen“, sagt Firooz.

Kommt das iranische Team in die Nähe des Strafraumes, erhöht sich die Redelautstärke mit jedem Meter. Aber das passiert nicht oft. Gelegenheit, nach dem iranischen Präsidenten zu fragen. „Es ist gut, dass er nicht kommt. Und es ist schlecht, was er sagt.“ Mehr sagen sie nicht. Nach dem Führungstor der Portugiesen loben sie Deco, ihre Gesichter verraten jedoch Enttäuschung. Das zweite Gegentor tragen sie mit Fassung. „Das ist verdient, die waren besser“, sagt Firooz. Dann verkündet er überraschend, Portugal solle noch ein Tor schießen. Sein Bruder schaut ihn verdutzt an. „Dann ist mein Tipp richtig.“ Firooz grinst. BASTIAN HENRICHS