Volle Pulle Weihnachtsfeier

KRAFTAKT II Die Fußballer von Eintracht Braunschweig erkämpfen einen 1:0-Sieg gegen Hoffenheim

Die Taktik für den Rest des Abends war schnell festgelegt. „Volle Pulle. Die Jungs sollen mal alles rauslassen“, sagte Braunschweigs Trainer Torsten Lieberknecht, bevor er mit seiner Mannschaft zur vereinsinternen Weihnachtsfeier aufbrach.

Torsten Lieberknecht war vor allem deshalb in Gönnerlaune, weil seine Jungs am Samstag einen wahren Kraftakt vollbracht hatten. Dank eines hart erkämpften 1:0 (1:0)-Heimsieges gegen die TSG Hoffenheim schöpft der Aufsteiger neue Hoffnung im Abstiegskampf der Fußball-Bundesliga. „Wir sind weiter Abstiegskandidat Nummer eins. Aber man darf diese Mannschaft nicht abschreiben“, findet Lieberknecht.

Die Entstehung des dritten Saisonsieges, den ein von Torsten Oehrl (29. Minute) verwandelter Foulelfmeter möglich gemacht hatte, war Geduldsspiel und Nervenprobe zugleich. 21.600 Zuschauer sahen einen starken Beginn der Eintracht, die durch eine wohlwollende Schiedsrichterentscheidung in Führung gegangen war. Einem eher harmlosen Zweikampf zwischen dem Hoffenheimer Stürmer Sven Schipplock und Braunschweigs Innenverteidiger Ermin Bicakcic war auch noch eine Abseitsstellung von Bicakcic vorausgegangen.

„Ich kann die Schiedsrichter heute nicht lobend erwähnen“, sagte der angesäuerte Gästetrainer Markus Gisdol, der seinem Kollegen Lieberknecht den Handschlag verweigerte. Nach einer kniffligen Partie mit vielen strittigen Entscheidungen von Referee Guido Winkmann gingen die beiden Trainer wie Streithähne auseinander.

Elf Punkte und zehn Tore in 17 Spielen: Angesichts der dürftigen Ausbeute in der Hinrunde wird Eintracht Braunschweig bundesweit nur bedingt ernst genommen. Wer aber als Favorit erst einmal im stimmungsvollen Stadion an der Hamburger Straße angetreten ist, ändert seine Meinung schnell. „Die Zuschauer hier gehen auf jede Kleinigkeit ein. Das pusht Braunschweig enorm“, gestand TSG-Angreifer Sven Schipplock.

Die Eintracht-Profis waren in der Tat beherzt in jeden Zweikampf gegangen. Und vor allem Stürmer Orhan Ademi hätte den Sieg vorzeitig sichern können, scheiterte aber mehrfach an Hoffenheims Torhüter Jens Grahl. Ab Mitte der zweiten Halbzeit ließ der Braunschweiger Elan so stark nach, dass die Hoffenheimer auf den Ausgleich drängten. Vor dem gegnerischen Tor fehlte ihnen allerdings die nötige Cleverness.

Am Ende einer Abwehrschlacht, für die es keinen Schönheitspreis zu verteilen gibt, retteten sich die Braunschweiger von Krämpfen geplagt über die Zeit. „In der zweiten Halbzeit haben wir das Fußballerische vermissen lassen. Aber wir haben einen Sieg geschafft, den wir mit aller Macht wollten“, sagte Mittelfeldspieler Mirko Boland. Unter seinem linken Auge war eine Mischung aus Dreck und Kratzer zu bestaunen. Die Schufterei hatte deutliche Spuren hinterlassen, aber sie hat sich gelohnt. CHRISTIAN OTTO