Diese Woche wird wichtig für …
: die „Frankfurter Rundschau“

… weil ihr nun eine „Mischung aus Magazin und Katalog“ aus dem Auflagentief helfen soll. Ach, und ein neuer Chefredakteur auch

Es gibt ja viele solcher Beispiele: Der Kaffeeröster Tchibo zum Beispiel ist mehr Gemischtwarenladen denn je. Gut, Kaffee soll es hier und da inmitten all der TCM-Saftpressen und Bettwäsche im Landhausstil auch noch geben. Und jetzt macht also auch die Frankfurter Rundschau (FR) Nebengeschäfte zum eigentlichen Unternehmen namens Zeitung. Wieso auch nicht, die Süddeutsche hat es mit Buch- und anderen Reihen erfolgreich vor- und so ziemlich alle haben es nachgemacht. Bei der Zeit gibt es Lexika, und bei der taz – Tchibo lässt grüßen – Kaffee.

Die FR geht nun ganz bewusst über diese angeblich so grandiosen, von den KulturredakteurInnen in nächtelanger Fleißarbeit ausgewählten Krimis/Kinofilme/Klavierkonzerte hinaus – was erst uneingeschränkt zu begrüßen ist, schließlich sind die Lobeshymnen für Buchtitel X und Operneinspielung Z in den eigenen Spalten ja wenig mehr als schlecht verbrämte Eigenanzeigen. Die FR also verkauft – Genuss. Wein, Schokolade, Hör- und Kochbücher. Doch das vollmundig „Magalog“ benamste erste Produkt des FRshops, am Wochenende im linksliberalen Traditionsblatt zu finden, kommt merkwürdig dünn daher. „Was ist ein Magalog?“, fragt da im Editorial FR-Geschäftsführer Sönke Reimers und verkündet eine „Mischung aus Magazin und Katalog“. Das hörte sich mindestens nach Manufactum-Standard an. Nicht unbedingt, was die Dicke des Magalogs angeht, aber doch die sprachliche und inhaltliche Qualität – schließlich passt der Manufactum-Slogan auch irgendwie zur FR („Es gibt sie noch, die gute alte Zeitung“). Doch leider liefert das gerade mal vier Seiten starke Magalögchen mit seinen spillerigen Texten nicht die von Reimers versprochene Sinnenfreude. Sondern Produktenttäuschung. Da macht ja der Tchibo-Katalog mehr Laune.

Heute tritt übrigens Uwe Vorkötter seinen neuen Job als oberster Journalist der immer noch in den Seilen hängenden Zeitung an. Ob er weiß, dass er in einen Gemischtwarenladen eingeheiratet hat? Steffen Grimberg