Gegen Olympia-Boykott

MICHAIL CHODORKOWSKI Freigelassener Kreml-Gegner in Berlin: Sportfest in Sotschi nicht verderben – aber auch nicht zu einem Fest für Putin machen

BERLIN afp/taz | Der begnadigte Kreml-Kritiker und ehemalige Ölmagnat Michail Chodorkowski hat sich gegen einen Boykott der Olympischen Winterspiele im russischen Sotschi im Februar ausgesprochen. Die Winterspiele seien ein „Fest des Sportes, ein Fest für viele Millionen Menschen“, sagte Chodorkowski am Sonntag bei einer Pressekonferenz im Mauermuseum in Berlin. „Man sollte dieses Fest nicht verderben, aber man sollte es auch nicht gerade zu einem persönlichen Fest für Präsident (Wladimir) Putin machen“, sagt der 50-Jährige mit Blick auf Kritik an der Menschenrechtslage in Russland.

Chodorkowski war als ehemaliger Chef des inzwischen zerschlagenen Ölkonzerns Yukos 2003 festgenommen und später wegen Betrugs und Steuerhinterziehung verurteilt worden. Der russische Präsident Wladimir Putin hatte ihn am Freitag nach mehr als zehn Jahren Lagerhaft begnadigt. Chodorkowski wurde umgehend aus dem Gefängnis entlassen und reiste überraschend nach Berlin. Am Sonntag bedankte sich Chodorkowski bei dem ehemaligen Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher (FDP) und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) für ihre Hilfe bei seiner Freilassung. Ohne den Einsatz Merkels und die „Anstrengungen“ Genschers wäre er nicht in Freiheit, sagte er in Berlin. Durch die Bemühungen Genschers sei „ein Punkt erreicht“ worden, durch den „die Yukos-Sache“ an ein Ende kommen könne. BO

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