LESERINNENBRIEFE
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Lernen muss Freude machen

■  betr.: „Unerwünschte Elite: Helfer oder Snobs?“, taz vom 16. 6. 10

Des Öfteren möchte man/frau sich wünschen, es wäre schon das Jahr 2020 und all die längst überfälligen Lehrer/innen würden daheim ihre staatliche Pension genießen! Überfällig, weil sie nicht mehr wissen oder möglicherweise auch nie gewusst haben, dass Lernen Freude machen muss, will es Erfolge zeigen. Ein großes Hindernis auf dem Weg, einen guten „Lehrbetrieb“ zu gestalten, ist die Verbeamtung. Es muss kein/e Lehrer/in hinterfragen, was denn nicht stimmt, wenn ein Notendurchschnitt von fünf bei einer Schulaufgabe herauskommt. Und er/sie wird meist auch von niemand anderem gefragt – bedauerlicherweise. Diese Lohnzahlung ohne Leistungsnachweis ist kein Anreiz, fantasievollen und inovativen Unterricht zu gestalten. Aber genau das tun die freiwilligen Lernhelfer/innen.

Und das ist natürlich den GEW-Damen und -Herren ein Dorn im Auge, sie fürchten um ihre Pfründe. Wenigstens werden die Lernhelfer einigermaßen „entlohnt“, was vielen engagierten Praktikanten/innen verwehrt bleibt. Aber das ist eine andere Baustelle.

SIBYLLA M. NACHBAUER, Erlangen

Leben auf Pump

■  betr.: „Reiche immer reicher, Arme immer ärmer“,taz vom 16. 6. 10

Warum werden Reiche immer reicher, Arme immer ärmer? Die Geldvermehrungsmaschine mit Zins und Zinseszins ist die Basis, Spekulationsgewinne sind das Sahnehäubchen. Simple Gegenmittel wären: Zinsen beschränken oder abschaffen, Spekulationen beschränken oder verbieten. Geht alles nicht so einfach, so wie sich auch die Schuldenspirale nicht einfach stoppen lässt.

Geldvermögen, vor allem in Privathand, und Schulden, vor allem Schulden der öffentlichen Hand, wachsen exponentiell. Das ist die eine Wahrheit. Die andere ist, dass alle Preise, die wir als Verbraucher bezahlen, zur Zeit Zinsanteile von 30 bis 70 Prozent enthalten. Das liegt schlicht daran, dass unser Leben zum großen Teil auf Pump basiert. Nur die Wohlhabendsten (ca. zehn Prozent) profitieren von der Umschichtung des Zinssystems, alle anderen zahlen drauf, weil die Zinserträge ihren Geldanlagen – sofern überhaupt vorhanden – geringer sind als die Summe der Zinsanteile aller Preise, die sie bezahlen. Und das wachsende Geldvermögen sucht Anlagen, findet immer wieder neue Schuldner (dafür gibt es ja Banken) und „erwirtschaftet“ neue Erträge, leistungslos. Leistung erbringen andere, nämlich diejenigen, die nichts anders zu bieten haben als ihre Arbeitskraft. Und die neuen Schuldner bezahlen wieder Zinsen und die Umverteilungsmaschiene läuft weiter. Wie lange noch? DIETER STOMPE, Erfurt

Die Inkompetenz der Multis

■  betr.: Ölpest im Golf von Mexiko

Die Hilflosigkeit der Staatenlenker in Sachen Umweltkatastrophen manifestiert sich an der Unfähigkeit, den Ölstrom aus den Tiefen der Erde zu stoppen. Der Staat, dessen mangelhafte Aufsicht über die Konzerne offenkundig ist, hat nicht die Mittel, selbst einzugreifen, sondern ist der Kompetenz (oder Inkompetenz) der Multis ausgeliefert, wenn es darum geht, Schaden am Eigentum der Nation zu verhindern und zu beseitigen. Die Wirtschaftsbetriebe sparen an Sicherheitsmaßnahmen und beugen zu wenig vor. Das Gift dringt in die Ökosphäre und richtet unendliches Leid an. So soll die Vernichtung von Ökosystemen mit Geld entschädigt werden.Wie weit dies möglich ist, bleibt die Frage. Aber: Die Vorgänge um BP, deren Unheil noch nicht abzusehen ist, wirft ein grelles Licht auf eine andere Technologie, nämlich den Betrieb von Atomkraftwerken.

Viel schlimmer als der Ölstrom wäre ein Leck in einer Atomanlage, und die Unbeherrschbarkeit eines großen Unfalls haben wir 1986 in der Ukraine erlebt. Dort und in Weißrussland nimmt das Elend kein Ende. Allein schon die Rückholung des Atommülls aus dem Asse-Bergwerk bereitet unvorhergesehene Probleme. Und auch da erweist sich wieder die Sorglosigkeit der Betreiber, mit der sie die Lebenssphäre von Mensch und Natur nutzen und verderben.

Es ist höchste Zeit – und die Ölkatastrophe in den USA sollte dazu eine Mahnung sein –, den Weg der atomaren Energieerzeugung zu beenden!

CHRISTIAN REETZ, Lahnstein

Zerstrittene Parteien

■  betr.: „Rot-Grün wagt die Kraftprobe“, taz vom 18. 6. 10

Ausdrücke wie Wildsau, Rumpelstielzchen oder Gurkentruppe sollten nicht zum „politischen“ Vokabular gehören. Dieser Stil zeigt die Zerstrittenheit der Parteien und Koalitionen bei wichtigen Themen, die alle Bürger betreffen. Vielleicht sollten die Matadore mal mit etwas mehr Kreativität und Sachlichkeit an die Aufgaben herangehen, Parteiengezänk schadet der Demokratie, soweit man von einer solchen überhaupt noch sprechen kann. CHRISTIAN LUKNER, Bonn

Respekt verdient

■  betr.: „Der Chef zahlt den Begleitschutz“, taz vom 15. 6. 10

Ich habe das Buch „Gomorrha“ gelesen und empfinde es als einzigartige Leistung, die größten Respekt verdient! Dass jetzt in den italienischen Medien Stimmen gegen Saviano laut werden, kann ich nur als Werk dieser Verbrecherbanden verstehen. Es wäre ja auch ein Wunder, wenn es nicht so wäre! G. VOTAVA, Borkwalde