China schließt Radikalreform seiner Währungspolitik aus

DEVISEN Notenbank weckt nur vorübergehend bei Handelspartnern Hoffnung auf Yuan-Aufwertung

PEKING rtr | Kurz vor dem Gipfel der führenden Wirtschaftsnationen (G 20) hat China Hoffnungen auf eine grundlegende Reform seiner Währungspolitik einen Dämpfer versetzt. Das Land werde seine Währung auf einem vernünftigen und grundsätzlich stabilen Niveau halten, relativierte die Notenbank am Sonntag Äußerungen vom Vortag. China machte damit Erwartungen auf ein baldiges Ende der Koppelung des Yuan an den Dollar zunichte. Erst am Samstag hatte die staatlich gelenkte Zentralbank eine schrittweise Flexibilisierung des Yuan signalisiert, was weltweit begrüßt wurde. Es werde Anpassungen geben, aber keine einmalige Aufwertung, hieß es nur einen Tag später. Damit scheint es, als würde die Volksrepublik im Streit über Handelsungleichgewichte kurz vor Beginn des G-20-Gipfels doch nicht so stark einlenken wie zunächst erwartet.

Die Zentralbank erklärte am Sonntag, der Yuan sei von seinem wahren Niveau nicht weit entfernt. Die Notenbank werde das Verhältnis zum Dollar dynamisch gestalten und anpassen. Damit ist auch eine Abwertung nicht ausgeschlossen. Seit knapp zwei Jahren ist der Yuan fest an den Dollar gekoppelt. Das hat China vor allem in den USA den Vorwurf eingetragen, seine Währung im Interesse der Exportwirtschaft künstlich um bis zu 40 Prozent unter dem tatsächlichen Wert zu halten.

Das neuerliche Zurückrudern Chinas wird wahrscheinlich zu weiterer Kritik führen. Schließlich hatten Staats- und Regierungschefs weltweit sowie die Europäische Zentralbank sehr positiv auf das sich zunächst abzeichnende Einlenken reagiert. So sagte Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble in Kiel: „Ich denke, dass die chinesische Ankündigung ein Fortschritt ist, und das macht hoffen, dass auf dem G-20-Gipfel weitere Fortschritte erzielt werden.“ Staaten wie die USA und Deutschland versprechen sich von einer Aufwertung des Yuan eine höhere Wettbewerbsfähigkeit ihrer Industrie gegenüber chinesischen Produkten.

Alle Augen werden sich heute auf den täglichen Referenzkurs richten, den die Zentralbank zur Wertbestimmung des Yuan ausgibt. Experten gehen davon aus, dass die Bank den Wechselkurs in winzigen Schritten statt in Sprüngen erhöht.