WAS MACHT EIGENTLICH ... … die Polizei?
: Verbotswidrig für Deutschland sein

Echte Fans sind so. Sie sind verrückt, unlogisch und opfern sich auf. Sie stehen zu ihrer Mannschaft, komme, was da wolle. Auch wenn es eine Anweisung vom obersten Boss ist. Die WM war gerade angepfiffen, da ließ Polizeipräsident Dieter Glietsch seine Mitarbeiter wissen, ein Polizeiwagen habe grünweiß zu sein – und sonst nichts. Die Verbannung schwarzrotgoldenen Tuches machte als „Flaggenverbot“ Karriere; selbst Bundespolitiker stellten sich auf die Seite der Fans in Uniform, die in Mannschaftswagen vor sich hin schmoren.

Aber die, es geht um echte Fans, machen eh, was sie wollen: Die taz sichtete am Sonntag allein in Prenzlauer Berg zwei Polizei-„Wannen“, die mit den Nationalfarben geschmückt waren. Im ersten Wagen hing die Fahne innen an der Hecktür. Schlau. Denn das Corpus Delicti lässt sich so, durch schnelles Zuklappen, verstecken – falls Glietsch mal vorbeikommt. Offensiver flaggte das zweite Polizeiteam (s. Foto) – und es steht dazu: „Wir sind doch auch Deutsche. Und natürlich wollen auch wir unsere Mannschaft unterstützen“, sagt ein Beamter im dämmrigen Innenraum, die anderen nicken. Handelt es sich also um einen wissentlich begangenen, rebellischen Akt? „Ja.“

Auch wenn die Diskussion um die angebliche neue Entspanntheit im Umgang mit Nationalsymbolen kaum noch zu ertragen ist – eins ist mal sicher: In der Polizei befördert sie Widerstand von unten. Und, fast noch schöner, die Behörde bleibt total entspannt: „Aha, gut. Das nehmen wir zur Kenntnis“, sagt Sprecher Benedikt Scherlebeck, von der taz auf das Dienstvergehen aufmerksam gemacht. Recherchieren, nö, das müsse man da nicht. „Das sind Einzelfälle, bisher waren uns keine Verstöße bekannt.“ Den Fans droht, falls ertappt, ein kollegiales Gespräch, die Flagge einzuholen. Nur bei ganz Unbelehrbaren wären Disziplinarmaßnahmen denkbar, sagt Scherlebeck. US FOTO: US