„Ein bisschen würzig muss es schon sein“

Saviero Pugliese, 50, bekocht die deutsche Nationalelf. Die Spieler mögen seine leichte italienische Küche. Vor allem Fisch wird gern gegessen

taz: Herr Pugliese, das Nationalteam trägt drei Sterne auf der Brust, wie viele haben Sie?

Saverio Pugliese: Ich habe keinen Stern. Ich habe einen guten Namen.

Und wofür steht der Name?

Für Qualität, Kontinuität und Seriosität. Schon seit Jahren. Ich habe seit 26 Jahren ein Restaurant in Neu-Isenburg. Das Lokal heißt Alter Haferkasten. Ich habe mich allmählich hochgearbeitet.

Alter Haferkasten – das klingt nach Tofu.

Nein, der Name ist alt. Es ist ein italienisches Restaurant mit mediterraner Küche und frischen Produkten. Keine Pizza. Und es gibt kalabresische Spezialitäten.

Sind Sie ein Promikoch?

Nein. Ich bin ein ganz normaler Mensch.

Aber ein paar Stars waren bei Ihnen schon essen?

Außer den Beatles waren alle da. Bei mir wird die Privatsphäre noch respektiert. Ich habe keine Fotowände im Lokal. Und Autogramme sammle ich von den Stars auch nicht.

Und bei den Nationalspielern machen Sie das genauso?

Ich seh die jeden Tag. Warum soll ich mir ein Autogramm geben lassen? Es reicht mir, wenn ich im Herzen weiß, was ich alles gemacht habe.

Kommt Ihr Essen beim DFB-Team eigentlich gut an?

Sicher, fragen Sie mal die Spieler!

Es gibt zum Frühstück oder Mittagessen Buffet, richtig?

Ja, immer Buffet. Jeder hat einen anderen Geschmack. Da kann man nicht individuell kochen. Mittags gibt’s eine Suppe mit ein bisschen Fleischeinlage, Gemüse, Pasta mit verschiedenen Soßen, gegrillten Fisch, alles ganz einfach.

Keine Experimente!

Genau. Fisch essen die gern. Steinbutt, Dorade, Seeteufel oder weiß der Teufel. Mal gibt es auch Geflügel oder ein Filetsteak. Reis, Kartoffeln, Obst. Alles ohne Fett.

Ohne Fett?

Naja, ein bisschen würzig muss es schon sein, sonst kann man es nach drei Tagen nicht mehr sehen.

Haben Spieler bestimmte Vorlieben oder Aversionen?

Eigentlich nicht. Ich bin ja auch so variabel, dass die Geschmäcker immer getroffen werden. Außerdem gibt es nichts Besseres als italienische Küche. Man hat nie das Gefühl: Puh, bin ich voll!

Seit 2003 sind Sie dabei. Als Klinsmann kam, soll es zu einem Kochwettbewerb zwischen Ihnen und dem alten DFB-Koch Heinz Imhof gekommen sein.

Imhof hat das erste Klinsmann-Spiel in Österreich gemacht. Und ich war im zweiten Spiel dran in Berlin gegen Brasilien. Ich hab natürlich gleich gesehen, was läuft. Die Spieler haben sich extrem gefreut, mich zu sehen. Und nach dem Spiel hat mir Jürgen Klinsmann gesagt: Saverio, wir sehen uns in vier Wochen in Teheran wieder. Klar, ich habe auch davon profitiert, dass der alte Koch eine neue Stelle hatte und nicht mehr so oft verfügbar war.

Herr Pugliese, Sie sind Italiener, wie können Sie nur die Deutschen bekochen?

Mein Herz ist italienisch, aber ich lebe sehr gern in Deutschland, dem Land meiner Karriere. Meine Frau ist übrigens Deutsche.

Sagen Ihre Freunde denn nicht: Saverio, misch Schweini mal was ins Essen?

Da kommen blöde Sprüche, ja. Dass ich ein Verräter wäre und so. Aber das stimmt nicht. Ich habe mich eben entwickelt und nach neuen Horizonten gesucht. Ich sehe nicht Italien oder Deutschland, ich sehe Europa.

Im Halbfinale könnten die Deutschen auf die Italiener treffen. Zu wem halten Sie dann?

Ich halte zu Deutschland. 100 Prozent.

Die Bild -Zeitung wollte Michael Ballack, der neulich im Italia-Trikot abgelichtet wurde, unterstellen, er sei nicht 100-prozentig dabei.

So ein Quatsch! Jeder Mensch kann in der Freizeit tragen, was er will. Das muss doch jedem Spieler freistehen.

Es heißt, sie hätten schon den Menüplan für die WM-Feier geschrieben. Was gibt es im Falle des Falles?

Tut mir Leid, das kann ich nicht verraten. Jetzt gibt es erst mal die Buffets für unsere jungen, hungrigen Spieler. Die können sie plündern.

INTERVIEW: MARKUS VÖLKER