Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

Die Volksbühne, sonst eher ein Ort, wo Freunde des Diskursiven und Sperrigen die Erbauung suchen, übt sich diese Woche in hemmungslosem Populismus und schickt den Komiker Kurt Krömer als „Johnny Chicago“ in Jakob Heins gleichnamigem Stück in die Arena. Es inszeniert der Dokumentarfilmer Jochen A. Freydank, dessen Kurzfilm „Spielzeugland“ im vergangenen Jahr in Hollywood einen echten Oscar gewann. Im HAU 3 am Tempelhofer Ufer steht ab Freitag Tamer Yigits und Branka Prlics neue Produktion „Die Nachthexe“ auf dem Programm, eine Mischung aus Live-Hörspiel, Konzert und Performance. Im Zentrum steht die Geschichte zweier 14-jähriger muslimischer Mädchen, deren eine sich eines Tages dafür entscheidet, Kopftuch zu tragen: Weil es helfen soll, sich im bösen Wald Neukölln nicht zu verlieren. „Fr. Monster“ heißt die neue Produktion des Performer-Duos Elisa Duca und Robin Detje alias Bösediva, die diese Woche in den Sophiensaelen herauskommt. Auch hier spielt der Wald eine Rolle, der Beziehungsurwald, genauer gesagt. Dort gehen unter anderem auf der Suche nach dem seltenen Titanenwurz die Geschlechterzuschreibungen durcheinander, wie die Presseankündigung kund und zu wissen gibt. „Eine Beziehungsinstallation mit Performanceelementen“ heißt der Abend schließlich im Untertitel. Diese Beschreibung könnte auch auf Eugene O’Neills berühmtes Drama „Eines langen Tages Reise in die Nacht“ zutreffen, das den rasanten Verfall einer Familie erzählt. Doch O’Neill war weit entfernt von privatistischen Betrachtungsweisen und setzte das verklausulierte Stück über seine eigene Familie auf Augenhöhe mit der griechischen Tragödie an. Im Maxim Gorki Theater gastiert am Donnerstag eine gefeierte Inszenierung des Stücks des Leipziger Intendanten Sebastian Hartmann.

■ „Johnny Chicago“: Volksbühne, ab heute

■ „Die Nachthexe“: HAU 3, Fr, Sa + Mo

■ „Fr.Monster“: Sophiensaele, Mi–Sa

■ „Eines langen Tages Reise in die Nacht“: Maxim Gorki Theater, Do