Die Regierung soll einfach fragen

CHRISTMAS Der Whistleblower Edward Snowden ruft per Ansprache im britischen Fernsehen zum Kampf gegen Massenüberwachung auf

LONDON dpa/rtr/taz | Rund ein halbes Jahr nach den ersten Enthüllungen über britische und US-Geheimdienste hat der frühere NSA-Mitarbeiter Edward Snowden vor einer vollständigen Überwachung und dem damit verbundenen Verlust der Privatsphäre gewarnt. „Wir haben Sensoren in unseren Taschen, die uns überall hin verfolgen“, sagte Snowden in einer knapp zweiminütigen Videobotschaft, die am ersten Weihnachtsfeiertag von dem britischen Sender Channel 4 ausgestrahlt wurde. „Ein Kind, das heute geboren wird, wächst ohne Vorstellung auf, was Privatsphäre bedeutet.“ Die aber sei wichtig, weil sie uns erlaube „zu bestimmen, wer wir sind und wer wir sein wollen“.

Die Überwachung sei bereits weiter vorangeschritten als von George Orwell in seiner Vision vom „Big Brother“ in dem Roman „1984“ beschrieben. Die aktuelle Debatte werde entscheiden, „wie viel Vertrauen wir in die Technologie haben können, die uns umgibt, und in die Regierung, die diese Technologie reguliert“, so Snowden. „Nur zusammen können wir für Ausgewogenheit sorgen, die Massenüberwachung beenden und die Regierung daran erinnern, dass es einen billigeren Weg als Spionage gibt, um herauszufinden, wie es uns geht: Sie muss uns doch nur fragen“, beendete Snowden seine Ansprache.

In einem an Heiligabend veröffentlichten Interview mit der Washington Post hatte Snowden gesagt: „Ich habe bereits gewonnen.“ Er habe nicht die Gesellschaft ändern, sondern ihr eine Chance geben wollen, herauszufinden, ob sie sich ändern wolle.

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