Brutale Razzien in Häusern von Usbeken

KIRGISIEN Im Süden konterkarieren Sicherheitskräfte die Entspannungsbemühungen der Regierung

AUS OSCH MARCUS BENSMANN

Montagfrüh hat die kirgisische Polizei in der von Usbeken bewohnten Ortschaft Nariman bei der südlichen Stadt Osch brutale Razzien durchgeführt. 25 usbekische Männer wurden zum Teil schwer verletzt, zwei von ihnen starben darauf. Polizisten stürmten auch das Haus der Usbekin Muthakba Issakowna. „Sie ergriffen meine zwei Söhne und meinen Mann und schlugen sie mit Eisenstangen und Gewehrkolben“, klagt sie. Dann hätten Polizisten Wertsachen gestohlen und die kirgisischen Pässe der usbekischen Familie zerrissen.

Issakowna zeigt die zerfledderten Ausweispapiere. „Geht doch nach Usbekistan, ihr habt hier nichts verloren“, hätten die Polizisten geschrien, während sie die Männer bis zur Bewusstlosigkeit traktierten. Der Vater und die zwei Söhne liegen mit Kopfverletzungen und ausgeschlagenen Zähnen im Krankenhaus. Die kirgisischen Sicherheitskräfte rechtfertigten sich damit, dass sie nach Waffen gesucht hätten. Die Usbeken versichern, sie seien unbewaffnet gewesen.

Die Region an der Grenze zu Usbekistan war bisher von den Unruhen verschont geblieben. Usbeken aus Osch waren erst an die Grenze geflohen und hatten dann von dort versucht, nach Usbekistan zu kommen. Am Sonntag rückten nach Verhandlungen mit der usbekischstämmigen Bevölkerung Truppen aus der Hauptstadt Bischkek in den Landstreifen ein.

Die neuen Checkpoints auf den Straßen nach Nariman halten vor allem Autos usbekischstämmiger Halter an. Zuvor hatten die Usbeken ihre Barrikaden beseitigt. Doch die Razzia konterkariert die Bemühungen der Regierung, die Spannungen zwischen Kirgisen und Usbeken zu besänftigen. Trotzdem kehrten am Montag bei Nariman Flüchtlinge aus Usbekistan zurück.