Rote Flora: Gewalt von beiden Seiten

POLIZEIEINSATZ

Dass es ein heißer 4. Adventssamstag in Hamburg werden würde, war eigentlich klar. Schließlich ging es bei der Rote-Flora-Demonstration um drei Themen: den Erhalt des besetzten autonomen Stadtteilzentrums, den Umgang des SPD-Senats mit den Lampedusa-Flüchtlingen und den Erhalt der maroden Esso-Hochhäuser auf St. Pauli als preiswerten Wohnraum.

Die links-autonome Szene um die Rote Flora hatte, nachdem Eigentümer Klausmartin Kretschmer und sein Immobilienberater Gert Baer im Herbst die Räumung angedroht hatten, international zur Verteidigung des Projekts aufgerufen. Selbst die Polizei rechnete mit mindestens 6.000 Teilnehmern aus ganz Europa.

Öl in das Feuer gossen Kretschmer und Baer, indem sie Tage zuvor den Nutzern der Roten Flora ein Ultimatum stellten: bis zum 20. Dezember hätten sie das Areal im Schanzenviertel zu räumen.

Und für erhitze Gemüter gab es weitere Gründe: So waren zwei Kundgebungen im direkten Innenstadtbereich im Rahmen der Kampagne Recht auf Stadt von der Polizei mit Hinweis auf den Weihnachts-Einkaufstrubel verboten worden. Zusätzlich hatten am Vorabend vermeintliche St.-Pauli-Fans die Davidwache auf dem Kiez wegen des Umgangs des SPD-Senats mit den Lampedusa-Flüchtlingen attackiert.

Die Polizei wollte offenkundig keine Demo für die Rote Flora zulassen. Nach wenigen Metern stoppten Einsatzkräfte ohne ersichtlichen Grund gewaltsam den Aufzug mit 7.500 Teilnehmern, Greiftrupps stürmten in die Menge, danach gab es schwere Krawalle. Stundenlang lieferten sich Protestler und Polizisten ein zum Teil brutales „Katz und Maus“-Spiel, bei dem mehr als 120 Polizisten und 500 Demonstranten verletzt wurden.  KVA