Die Mauer fällt wieder

JAHRESTAG I Zum letzten Mal für lange Zeit wird 2014 an das Ende der DDR erinnert

Ein historisches Großereignis: Vor 25 Jahren, am 9. November 1989, fiel die Berliner Mauer und damit letztlich auch die DDR. 25 Jahre: Das geht gemeinhin noch als „richtig rundes“ Jubiläum durch und wird deswegen – wahrscheinlich sogar weltweit – intensiv begangen. Bei 30 oder 35 sieht es dann schon ganz anders aus.

25 Jahre sind zudem eine gute Zeitspanne, um der Frage nachzugehen, inwieweit der Mauerfall schon Geschichte ist oder noch Teil der Gegenwart. Anders als im Fall des Ersten Weltkriegs leben die meisten Zeitzeugen noch und haben selbst jene, die das Ereignis nur aus der Ferne, meist am Fernseher, erlebt haben, konkrete Erinnerungen an die Tage im Herbst 1989. Die wird man kommendes Jahr auch umfangreich lesen, hören, sehen. Die taz.berlin hat damit sogar schon begonnen: In der Ausgabe am 9. November dieses Jahres hat Harald Jäger – der DDR-Grenzer, der an der Bornholmer Straße die Schleusen öffnete – den Ablauf seiner Arbeit an jenem Tag detailliert erzählt.

Wahr- und Unwahrheiten

Das war spannend, fast ein Krimi. Bisweilen verlor man über die Faszination am Plot tatsächlich jene vielen Menschen aus dem Blick, für die die Situation etwas Existenzielles hatte. Der Mauerfall wird langsam selbst zu einer Geschichte, mit all seinen Wahr- und Unwahrheiten, die ihm nach und nach angedichtet werden – von all denen, die sich nicht mehr genau erinnern können oder wollen oder sogar ein Interesse daran haben, etwas Neues hinzuzufügen.

Was wird 2014 überwiegen: die Geschichte des Mauerfalls oder der Mauerfall als Geschichte? Vor allem: Was wird die Generation der unter 30-Jährigen mehr interessieren? So dröge „25 Jahre Mauerfall“ erstmal klingt – es könnte erinnerungspolitisch ein diskussionsreiches Jahr werden. BERT SCHULZ