„Ich bin kein Idealist“

Eine Lesung über die westdeutsche Linke vor 1989

■  arbeitete mehrere Jahre in Berliner und Kölner Fabriken, promovierte u. a. in Philosophie. Er lebt in Köln.  Foto: Dittrich Verlag

taz: Herr Schöfer, „Die Kinder des Sisyfos“ handelt von der westdeutschen Linken zwischen 1968 und 1989. Eine Chronik des Scheiterns?

Erasmus Schöfer: Nein. Zwar kommt viel Scheitern darin vor, aber insgesamt ist es eine Chronologie des Engagements demokratischer Bürger, die sich zur Wehr setzen gegen das, was ihnen zugemutet wird – so, wie ich es selbst getan habe. Nachdem 1989 die sozialistischen Hoffnungen vieler Menschen – auch meine – gescheitert waren, wurde mir dann klar, dass ich die vielen „Heldentaten“ der vielen Demokraten, die ich getroffen hatte, aufschreiben wollte.

Warum enden Sie 1989, als die Begegnung zwischen ost- und westdeutschen Linken noch mal spannend wurde?

Weil ich mich nach 1989 meinem Roman gewidmet habe und nicht mehr so stark am öffentlichen Leben teilnahm, dass ich das hätte verarbeiten können. Denn das ist ja die Grundlage für einen realistischen Autor: dass er Erfahrungen hat mit den beschriebenen Situationen. Ich habe ja immer versucht, aus dem Selbstverständnis der handelnden Menschen heraus zu schreiben und nicht mit dem besserwisserischen Blick dessen, der 20 Jahre später urteilt.

Sind Sie immer noch Idealist?

Warum Idealist? Es ist doch etwas sehr Konkretes, dass man seinen Kindern eine lebbare Welt erhalten möchte. Das hat weder mit Utopie noch mit Optimismus zu tun. Das empfinde ich als pure Notwendigkeit für mein Handeln. INTERVIEW: PS

18 Uhr, Werkstatt 3, Nernstweg 32