Buhlen um Bülent

WAHRHEITSFINDUNG Zwei Frauen, die Bülent Ciftlik sehr nahestanden, prägen den Scheinehe-Prozess

Verschmähte Liebe – ein Grund zur Falschaussage? Im Scheinehe-Verfahren um den SPD-Abgeordneten Bülent Ciftlik scheint dies zumindest in einem Fall so zu sein. Sowohl die Angeklagte Nicole D. wie auch die gestrige Zeugin Constance K. sollen für den Politiker mehr als nur freundschaftliche Gefühle empfunden haben und machen nun vor dem Amtsgericht St. Georg einander vollständig widersprechende Angaben.

Während Nicole D. den SPD-Mann als Anstifter ihrer Scheinehe brandmarkt, widersprach Constance K. der Angeklagten in allen Punkten, wollte sich zu ihrer persönlichen Bezeihung zu Ciftlik aber nicht äußern. Eine sichergestellte, von ihr verfasste E-Mail an Ciftlik, die mit den Worten: „Ich liebe dich. Constanze“ endet, kommentierte sie ebenso wenig wie die Mail eines ehemaligen Arbeitskollegen, die nahelegt, dass sie in unerfüllter Liebe mit Ciftlik verbunden war.

Constanze K. hatte Anfang voriger Woche eine angeblich von Nicole D. verfasste E-Mail erhalten, in der diese ihre eigenen Beschuldigungen gegenüber Ciftlik als erfunden beschreibt. Nicole D. bestreitet, Verfasserin des Schriftstücks zu sein. Allerdings findet sich der Mail-Text als Word-Dokument auf dem in ihrer Wohnung fest installierten Computer. Sollte Nicole D. den Text nicht verfasst haben, muss jemand in ihrer Abwesenheit in ihre Wohnung eingedrungen sein und dort das „Bekennerschreiben“ aufgesetzt haben.

In ihrer gestrigen Aussage beschuldigte Constance K. die Angeklagte Nicole D. zudem, sie im Februar zu einer Falschaussage vor Gericht gedrängt zu haben. Auch widersprach sie den Ausführungen von Nicole D., dass sich die beiden Frauen erst im Februar 2010 kennengelernt hätten. Bereits ein Jahr zuvor habe sie zusammen mit Nicole D. für Bülent Ciftlik Wahlkampfflyer verteilt, sei ihr auch später noch mehrfach begegnet.

Einer anderen Aussage von Nicole D. widersprach Anwalt Hartmut Müller, der sie wegen eines Ehevertrags beraten hatte. Bei dem Beratungstermin sei Ciftlik mit Sicherheit nicht – wie von der Angeklagten behauptet – dabei gewesen. MARCO CARINI