Abschiebungen gescheitert

AUSWEISUNG Im Eilverfahren haben niedersächsische Gerichte die Abschiebung von Roma in den Kosovo gestoppt. Einige Familien bekamen Kirchenasyl, andere flüchteten vor der Polizei aus ihren Wohnungen

Als Polizisten anrückten, bildeten die Demonstranten eine Menschenkette

Eine für Dienstag geplante Abschiebung von 22 Roma aus Göttingen in den Kosovo ist vorerst gescheitert. Das Verwaltungsgericht stoppte zunächst im Eilverfahren die Ausweisung von zwei Familien mit zusammen elf Personen, teilte ein Justizsprecher mit. Der Vater der einen Familie habe Arbeit gefunden, bei dem zweiten Familienvater stehe eine Operation bevor.

Für eine junge Frau aus Göttingen wurde die geplante Abschiebung bereits in der vergangenen Woche vom Verwaltungsgericht untersagt. Sie ist hochschwanger und darf nun bis sechs Wochen nach der Geburt des Kindes in Deutschland bleiben. Auch das Braunschweiger Verwaltungsgericht entschied zugunsten einer Roma-Familie. In anderen Göttinger Fällen lehnte das Verwaltungsgericht den beantragten Rechtsschutz gegen die Abschiebungen zwar ab. Einige Flüchtlinge erhielten jedoch Kirchenasyl, andere waren nicht in ihren Wohnungen, als sie in der Nacht zum Dienstag zum Flughafen Düsseldorf gebracht werden sollten.

„Die evangelische Christophorusgemeinde hat drei junge Männer im Alter von 17, 19 und 23 Jahren aufgenommen und gewährt ihnen Schutz“, sagte Göttingens Ausländerpfarrer Peter Lahmann auf Anfrage. Die beiden älteren Roma sind Söhne eines der Elternpaare, denen das Verwaltungsgericht Abschiebeschutz gewährt hat. Der Richterspruch erstrecke sich aber nicht auf die Brüder, so Lahmann. Für den dritten Jugendlichen aus einer anderen Familie bestehen nach Angaben des Pfarrers Aussichten auf ein Bleiberecht in einem Asylfolgeverfahren.

In der Nacht hatten mehrere Dutzend Unterstützer vor dem Haus einer von Abschiebung betroffenen Familie protestiert. Als gegen 2 Uhr Mitarbeiter der Ausländerbehörde und Polizisten anrückten, bildeten die Demonstranten eine Menschenkette. Eine Polizeisprecherin wollte sich zu den Protesten nicht äußern. Sie sagte lediglich, die zur Abschiebung benannten Personen seien nicht in ihren Wohnungen angetroffen worden.

Insgesamt sollten nach Angaben des Niedersächsischen Flüchtlingsrates 35 Roma aus Niedersachsen in den Kosovo abgeschoben werden. Flüchtlingsinitiativen, die hannoversche Landeskirche sowie Grüne, SPD und Linke hatten in den vergangenen Tagen dagegen protestiert. Verschiedenen Angaben zufolge leben in Deutschland derzeit rund 10.000 ausreisepflichtige Roma aus dem Kosovo, etwa 2.000 davon in Niedersachsen. REIMAR PAUL