Neuro-Informatiker Martin Riedmiller
: Die Geduld der Computer

Ja, er ist schon stolz. Aber ganz zufrieden ist er nicht. Das wird der Osnabrücker Neuro-Informatik-Professor Martin Riedmiller erst sein, wenn seine Fußball-Roboter gegen Menschen gewinnen – das ist für 2050 geplant. Vorerst begnügt man sich: Weltmeister im Roboterfußball sind die von Riedmiller betreuten Spieler soeben in Bremen geworden, weil sie so schnell laufen und denken können. Innerhalb eines Lidschlags treffen die an der Uni Osnabrück entwickelten Roboter sechs Entscheidungen – um ein Drittel schneller als der Mensch.

1998 begann Riedmiller seine Fußball-Simulationen, damals noch zweidimensional am Computer. Ein Jahr zuvor hatte Japan die erste Roboter-WM initiiert. „Da hatte der Schachcomputer gerade den Menschen geschlagen“, erzählt Riedmiller, „und man suchte neue Testfelder für künstliche Intelligenz.“ Ihn faszinieren selbsttätig lernende Computer, über die er 1996 promoviert hat. „Computer können unglaublich geduldig sein. Systematisch erproben sie alle Möglichkeiten, bis sie eine Lösung gefunden haben. Wenn ich meinem Computer abends eine Aufgabe stelle und am nächsten Tag eine sehr gute Lösung vorfinde, ist das schon bewegend.“

Angst vor den intelligenten Maschinen, die auch untereinander kommunizieren, hat der freundlich-bedächtige Wissenschaftler nicht. „Der Fußball-Roboter würde nie auf die Idee kommen, das Spielfeld zu verlassen, sich an den Rand zu setzen und den anderen zuzusehen. Oder das Stadion ganz zu verlassen und, sagen wir, die Stadt putschartig zu übernehmen.“

Auch nicht, wenn das einprogrammiert wäre? „Auch wenn Sie eine gewisse Neugier einprogrammieren, wird das immer innerhalb bestimmter Grenzen geschehen.“ Außerdem: „Von intelligenteren Wesen beherrscht zu werden als derzeit – das ließe ich mir schon gefallen.“ Wobei das nicht unbedingt Roboter sein müssten. Andererseits: „Wenn mich ein Computer beim Schach schlägt, hege ich keine Bedenken. Wenn ein Mensch es tut, fange ich an, mich zu fürchten: Was, wenn er diese Intelligenz auf andere Bereiche anwendet? Denn kreativ in jeder Hinsicht – das ist der Mensch allein.“ PS