Festgenommen in Frauenkleidern

TERRORVERDACHT Hamburger Islamist geht in Pakistan Sicherheitskräften ins Netz. Der 25-jährige Deutsch-Syrer soll zu einer größeren Gruppe von Jihadisten gehören. Razzien in Hamburg und Hannover

Die Verkleidung reichte nicht: Am Montag ist nach Aussagen des pakistanischen Geheimdienstes der zuletzt in Hamburg wohnhafte Deutsch-Syrer Rami M. festgenommen worden. Der 25-Jährige sei als Frau verkleidet gewesen, habe eine Burka getragen. Medienberichten zufolge war er den Sicherheitskräften bei einer Verkehrskontrolle wegen seiner Körpergröße aufgefallen. Bei der Durchsuchung seines Kleinlasters entdeckten sie demnach zwei Kalaschnikow-Sturmgewehre.

Die Spur von Rami M. führt nach Hamburg. Das dortige Landesamt für Verfassungsschutz (VS) hält den 25-Jährigen für einen führenden Kopf einer Gruppe radikaler Islamisten. Die traf sich im Umfeld der Taiba-Moschee am Steindamm im Stadtteil St. Georg – der früheren Quds-Moschee, in der einst auch die Hamburger Attentäter vom 11. September 2001 verkehrten. „Wichtiger und einender Faktor für die Radikalisierung der Gruppenmitglieder waren sicher die gemeinsamen Besuche dieser Moschee“, heißt es im aktuellen Bericht des Verfassungsschutzes. Dessen Landeschef Heino Vahldieck sähe die Moschee lieber heute als morgen geschlossen, jedoch setze „der Rechtsstaat“ dabei „hohe Hürden“, so Vahldieck.

Aus Sicht des VS war Rami M. eines der jüngsten Mitglieder einer elfköpfigen Gruppe Jihadisten, die Anfang März von Hamburg aus nach Pakistan und Afghanistan reiste, um sich dort „vermutlich“, so heißt es im VS-Bericht, „in ein militärisches Ausbildungslager zu begeben und auf eine spätere Teilnahme an Kampfhandlungen vorzubereiten“. Inzwischen ermittelt die Bundesanwaltschaft wegen des Verdachts der Bildung einer terroristischen Vereinigung gegen die Gruppe.

Wohnungen durchsucht

Marcus Köhler, Sprecher der Generalbundesanwältin, bestätigte gestern, dass es in diesem Zusammenhang am Dienstag eine Razzia bei Mitgliedern dieser Gruppe gegeben hat. Fünf Wohnungen in Hamburg und eine weitere in Hannover seien durchsucht worden. Die Beschuldigten sollen an Geld-Transaktionen an die „Islamische Bewegung Usbekistans“ (IBU) mitgewirkt haben. Einer soll außerdem eine Kampfausbildung der Gruppe durchlaufen haben. Einen kausalen Zusammenhang mit der Festnahme in Pakistan gibt es Köhler zufolge aber nicht.

Der VS in Hamburg geht davon aus, dass sich mehrere Mitglieder der Gruppe in Pakistan der IBU „oder zumindest dem militärischen Kampf angeschlossen haben“. Wenige Tage nach seinem Verschwinden hatte sich Rami M. in Deutschland gemeldet und mitgeteilt, er befinde sich in Pakistan. Seitdem stuft ihn die Polizei als „Gefährder“ ein: Er soll ein Al-Qaida-Ausbildungslager durchlaufen und in Afghanistan gegen internationale Truppen gekämpft haben. MARCO CARINI