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AUFARBEITUNG Die französische Mannschaft wird gnadenlos verhöhnt. Präsident Nicolas Sarkozy macht die Angelegenheit zur Chefsache

BERLIN/PARIS taz/dpa | Die französische Fußball-Nationalmannschaft wird nach dem blamablen Vorrunden-Aus bei der WM mit Hohn und Spott überzogen. „Der Albtraum ist endlich vorbei“ oder „Danke und auf Wiedersehen“, titelten die französischen Zeitungen am Mittwoch. „Vollkommen unwürdig, beschämend und empörend“ sowie „unausstehlich“ lauteten andere Kommentare. Niemand ließ auch nur ein gutes Haar am Team von Trainer Raymond Domenech. Staatschef Nicolas Sarkozy soll Stürmerstar Thierry Henry zu einer Aussprache am Donnerstag in den Präsidentenpalast gebeten haben.

Frankreich hatte sich am Dienstagabend mit einer tristen 1:2-Schlappe gegen Südafrika aus dem WM-Turnier verabschiedet. Vorausgegangen war eine Serie von Skandalen. Stürmer Nicolas Anelka musste vorzeitig nach Hause fahren, weil er Domenech übelst beleidigt haben soll. Das Team um Franck Ribéry trat daraufhin aus Solidarität in den Streik und verweigerte das Training. Ein handfester Streit zwischen dem französischen Team-Kapitän Patrice Evra und Konditionstrainer Robert Duverne sowie der Rücktritt von Delegationschef Jean-Louis Valentin machten das Chaos komplett.

Nach der Heimkehr droht dem Team nun ein Spießrutenlauf – auch wenn der Abschied von Trainer Domenech bereits vor der WM besiegelt war. Sarkozy hat die Aufarbeitung der Chaos-Tage in Südafrika zur Chefsache gemacht, seine Sportministerin Roselyn Bachelot will gnadenlos „aufräumen“. Nationaltrainer Domenech soll laut der französischen Sportzeitung L’Equipe gesagt haben: „Das war das Ende eines Abenteuers.“ Wenigstens in der Umkleidekabine habe er versucht, einen Abgang in Würde zu geben: „Mir war es wichtig, den Spielern die Hand zu schütteln, in die Augen zu schauen und ihnen zu sagen: Ich habe verstanden.“